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Stadt Offenbach

Kommunale Altenplanung setzt Maßnahmen um

12.06.2020 – Die kommunale Altenplanung in Offenbach setzt Handlungsempfehlungen des 2017 von den Stadtverordneten beschlossenen Altenplans um. Die Bandbreite reicht von Vernetzungsangeboten für Seniorinnen und Senioren bis zu Jobangeboten und Wohnformen für selbständiges Leben im Alter, wie die aktuelle Zwischenbilanz zeigt.

„Während des Planungsprozesses gab es ein umfassendes Beteiligungsverfahren, so dass sich verschiedenen Professionen aus ihrer Perspektive mit Lebenslagen im Alter beschäftigt haben und diese in ihren Arbeitsbereichen nun stärker berücksichtigen“, erläutert die Stadträtin für Gesundheit und Soziales Sabine Groß.

Mit dem „Job-Büro für Senioren“ verfolgt zum Beispiel das Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration in Kooperation mit der Caritas das Ziel, älteren Menschen eine zufriedenstellende ökonomische Situation zu ermöglichen. Seit rund zwei Jahren vermittelt das Büro Menschen in der Rente noch Möglichkeiten zu arbeiten. Das vom Land Hessen und der Europäischen Union geförderte Projekt hat bisher über 20 Menschen vermittelt und führt für rund doppelt so viele Menschen Vermittlungsgespräche.

Städtische Seniorentreffs haben weitere kostenlose bzw. kostengünstige Angebote entwickelt, um soziale Teilhabe von älteren Menschen zu sichern und so Auswirkungen von Altersarmut zu begegnen. Für einen geringen Obolus können ältere Menschen hier gemeinsam essen, an geselligen Veranstaltungen mit Kaffee und Kuchen oder Ausflügen und Bewegungsangeboten teilnehmen. Auch die Beratungsstellen der Stadt und freien Träger bieten Hinweise zu kostengünstigen Hilfen an.

Zentrale Koordinierungsstelle eingerichtet

Ein wichtiger Schritt zur Umsetzung von Handlungsempfehlungen war die Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle für offene Seniorenarbeit. Sie soll die soziale Teilhabe von älteren Menschen durch ein adäquates und koordiniertes Angebot sicherstellen. 2019 wurde die halbe Stelle für die Koordination im Sozialamt, Abteilung Besondere Dienste, Planung und Entwicklung geschaffen und von Juliane Timmerberg übernommen. Sie unterstützt die fünf städtischen Seniorentreffs und die dort tätigen Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit. Gemeinsam werden neue zeitgemäße Angebote entwickelt, um die Seniorenreffs für neue Gäste noch attraktiver zu gestalten. „Jeder Treff hat seinen eigenen Stil und ich freue mich mit den ehrenamtlich Engagierten diese Charakteristika und Vielfalt des Angebots noch mehr ans Licht zu bringen“, sagt Timmerberg. Stadträtin Groß schätzt diese neue „hauptamtliche Mitarbeiterin, die die ehrenamtlich Tätigen in den Seniorentreffs begleitet und sie in ihrem Engagement für ältere Menschen unterstützt. Niedrigschwellige Angebote, wie in den Seniorentreffs, sind ein wichtiges Angebot für ältere Menschen. Mit Juliane Timmerberg haben nun alle in der offenen Seniorenarbeit Aktiven, ob Religionsgemeinden, freie Träger oder Seniorentreffs, eine direkte Ansprechpartnerin.“

Timmerberg hat an der Universität Frankfurt am Main Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung studiert. Die 32-Jährige bringt Erfahrung im Bereich ehrenamtlicher Arbeit und Netzwerkarbeit sowie in der Koordinierung, Konzeptionierung und Weiterentwicklung von Bildungsprojekten mit.

Im Planungsprozess zur Fortschreibung des Altenplanes ist ein großer Bedarf an systematischer Information und Vernetzung in allen Diskussionen sehr deutlich geworden; die Vernetzung aller Akteure in der Senioren- aber auch Behindertenarbeit und mehr Transparenz über die Seniorenpolitische Arbeit war die Forderung der am Prozess Beteiligten.

Ende 2018 wurde daher das Netzwerk: “Versorgung älterer Menschen in Offenbach am Main“ in Zusammenarbeit mit dem Stadtgesundheitsamt gegründet. Die Sitzungen des Netzwerks werden von Sozialdezernentin Sabine Groß geleitet und hat die Stärkung eines situationsbewussten öffentlichen Diskurses zum Thema „Älter werden in Offenbach“ zum Ziel. Rund 100 Personen aus den Bereichen Wohnen, der Senioren- und Behindertenarbeit, Gesundheit, zu der Pflege und Medizin gehören, sowie der Verwaltung sind regelmäßig eingeladen. In den Sitzungen werden aktuelle Probleme in Bezug auf die Versorgung älterer Menschen in Offenbach diskutiert und Lösungswege gemeinsam erarbeitet.

„Unter den bisher bearbeiteten Themen sticht die Wohnraumproblematik hinsichtlich barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum besonders hervor. Sie ist zentral für ein langes selbstbestimmtes Leben im Alter“, betont die kommunale Altenplanerin Heidi Weinrich. Ein Merkblatt „Mausefalle Eigenheim“ wurde entwickelt, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die im eigenen Haus entstehen, wenn beim Bau nicht auf Barrierefreiheit geachtet wurde. Zu „ambulanten Angebote für ältere Menschen mit Behinderung“ hat eine Facharbeitsgruppe eine Umfrage bei potentiellen Anbietern durchgeführt und ausgewertet. Die zusammengefassten Informationen sollen auf der Offenbacher Homepage eingestellt werden (Leben in OF, Älter werden in OF). So können ältere Menschen mit Behinderung verschiedenster Art und ihre Angehörigen spezielle Angebote schnell finden. Die pflegerische Versorgung von Menschen, bei denen das Sozialsystem nicht greift, war ein drittes Thema, das jedoch derzeit Corona bedingt ruhen muss.

Selbständig im privaten Umfeld wohnen

Damit Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt und selbstständig im privaten Wohnraum und Umfeld wohnen können, steht auch die Stadtgestaltung im Fokus. Ein Baustein zur Erreichung dieses Ziel ist die neue Möglichkeit der Konzeptvergabe von Grundstücken. Bei der Entwicklung von ausgewählten Neubaugebieten kann eine Quote für gemeinschaftliche Wohnformen festgelegt werden. Neben anderen Aspekten dienen diese alternativen Wohnformen auch dem selbstständigen Leben im Alter. Auch Projektinitiativen werden in der Stadt sehr begrüßt und unterstützt. So stehen die Sozialdezernentin, die kommunale Altenplanung und das Liegenschaftsamt im engem Kontakt zu der Offenbacher Projektgruppe CreativHäuser eG, die aktiv mehrere Objekte im Bestand zu gemeinschaftlichen Wohnprojekten ausbauen wollen.

Die kommunale Altenplanerin wird auch bei städte- und verkehrsplanerischen Entwicklungen beteiligt. Beispielsweise wurde bei dem „Stadtentwicklungskonzept Bürgel“ eine AG, die sich ausschließlich auf Barrierefreiheit und ältere Menschen bezog, gebildet.
Aus dem eher abstrakten Begriff der Sozialraumorientierung haben sich interessante Projekte entwickelt. Die Caritas führt im Lauterborn das Projekt „Aktiv Älterwerden im Lauterborn“ durch. Im Lauterborn gibt es auch den ehrenamtlichen Besuchsdienst für Seniorinnen und Senioren „SempersEngel“. GBO und Nassauische Heimstätte informieren aktiv ihre Mieter über das Angebot. Als Modellprojekt ist es zunächst bis September 2020 befristet.

„Zur Umsetzung des Kommunalen Altenplans kann also eine positive Zwischenbilanz gezogen werden“, so die Stadträtin Sabine Groß. „Der Altenplan solle alle fünf Jahre fortgeschrieben werden. Die Corona-Pandemie zeigt uns derzeit einmal mehr, wie vulnerabel insbesondere die Gruppe der älteren Menschen in unserer Stadt sind und zugleich auch wie groß die Solidarität in unserer Stadt ist. Mein Dank geht an alle Offenbacherinnen und Offenbacher, die mit ihrer sichtbaren Rücksichtnahme dazu beigetragen haben, dass wir alle und besonders die älteren und vorerkrankten Menschen unter uns bisher vergleichsweise gut durch diese schwierige Zeit gekommen sind, was die Gesundheit angeht. Viele teils drastische Einschränkungen werden hingenommen und die Solidarität ist groß. Das ist es, was eine Stadt wie Offenbach zusammenhält und damit kann ein gutes Miteinander von Jung und Alt gelingen. Mit Blick auf den Altenplan wünsche ich mir weiter die gute Unterstützung der verschiedenen Akteure in unserer Stadt bei der Umsetzung der Handlungsempfehlungen. Vor allem im Bereich Wohnen und kostengünstigen Angeboten zur Alltagsgestaltung für Seniorinnen und Senioren.“, sagt Groß.



Kontakt "Ältere Menschen in Offenbach"

Das Sozialamt erreichen Sie unter der Rufnummer 069 80653584.

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