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Stadt Offenbach

Katholische Pfarrgemeinde der Alt-Katholiken in Offenbach

In markantem schwarzem Eifler Vulkanbasalt setzt die Altkatholische Christuskirche in der vielbefahrenen Bismarckstraße gegenüber von Busbahnhof und Bahngleisen
ihren besonderen Akzent. Von außen ist sie bis hin zu den
Beschlägen der schweren Kirchentüren original im neugotischen
Stil der Erbauungszeit erhalten und gibt der Kaiserzeitbebauung
der Straße eine eigene Note

Die Abspaltung der Altkatholiken von der Katholischen Kirche erfolgte nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870, bei dem u.a. das Unfehlbarkeitsdogma verkündet worden war. Die Gemeinde wurde 1873 gegründet und war die erste in Hessen. Der vielfältig aktive Offenbacher Architekt Max Schröder entwarf den 1899 begonnenen und 1901 eingeweihten Kirchenbau, für den im ganzen Kaiserreich gesammelt worden war.
Nur wenige Teile der neugotischen Inneneinrichtung, die von
dem Bildhauer Valentin Klimm gefertigt wurde, haben die
Kriegsschäden und Nachkriegsrenovierungen überstanden, so
wie Bänke, Teile der Kommunionbank, Leuchter und die Kriegergedächtnistafel.
1968 wurde die Kirche einer gründlichen Innenrenovierung unterzogen. Die kriegszerstörten Fenster wurden durch neue Buntglasfenster nach Entwürfen von Karl Lutz ersetzt. Sie geben die Symbole der sieben Sakramente wieder. Die Madonna und die vier Evangelisten an den Chorwänden wurden ebenso wie der Tonentwurf eines Kruzifixes anstelle des zerstörten Chorabschlussfensters von dem Westerwälder Bildhauer Heinrich Voegele-Mönnighoff entworfen, ebenso die Steinmetzarbeiten am Altar und an der Kanzel.

1901: Beständiges Zeichen für Toleranz - Offenbacher Christuskirche gebaut

"Die Kirche ist ein bleibender Beleg für den Geist, der Offenbach geprägt hat: Offenheit, Liberalität und eine Heimat auch für Andersdenkende", schreibt Pfarrer Jürgen Wenge in seiner Einladung zur 100-Jahr-Feier der Offenbacher Christuskirche.

Der aus Offenbach stammende Architekt Max Schroeder erbaute die neugotische Kirche in der heutigen Bismarckstraße für 65 000 Reichsmark. Bischof Prof. Dr. Theodor Weber weihte sie am 1. September 1901.

Zwei Weltkriege hat die alt-katholische Kirche mitgemacht. Mitte der 60er Jahre wurde die Kirche im Inneren komplett saniert - von der Einrichtung des Bildhauers Valentin Klimm hat nur wenig den 2. Weltkrieg überstanden: Die Bänke, einige Leuchter und die Krieger-Gedächtnistafel. In den 80er Jahren wurden nach und nach Fassade, Pfarrhaus und Turm erneuert. Spektakulär war das Aufsetzten der 16 Meter hohen und 14 Tonnen schweren Turmspitze am 28. September 1981. Die vier vergoldeten Zifferblätter der Uhr haben allein einen Durchmesser von 1,70 Meter. Im Jahr 2002 hat sich ein Förderverein gegründet, der für die Reparatur aktueller Schäden am Bauwerk Geld sammelt.

Die alt-katholische Glaubensgemeinschaft

Als im Jahr 1870 die römisch-katholische Kirche die "Unfehlbarkeit des Papstes" verkündete, wollten einige Gläubige dieses Dogma (aus ihrer Sicht eine unerlaubte Neuerung) nicht mit tragen und hielten am  "alten Glauben" ohne Unfehlbarkeit fest. Daraufhin wurde sie von Papst Pius IX für "exkommuniziert" erklärt. Erst jetzt formierte sich die "Alt-Katholische Kirche", um die Seelsorge für diese überzeugten Menschen sicherzustellen.

Die Alt-Katholische Kirche heute versteht sich als katholische Reformkirche. Sie ist synodal strukturiert (die Gemeinden wählen Pfarrer / Pfarrerin), es gibt keinen verpflichtenden Zölibat für die Geistlichen, keine Gebühren für religiöse Amtshandlungen (Taufe, Hochzeit).

Seit dem Jahr 1996 ist es auch Frauen möglich die Priesterweihe zu empfangen. Bundesweit gibt es etwa 50 Gemeinden mit rund 30 000 Mitgliedern, deren Anzahl seit Jahren steigt. Die Kirche finanziert sich (wie die Großkirchen) über Kirchensteuer. Mit anderen europäischen und nordamerikanischen von Rom unabhängigen Kirchen hat man die "Utrechter Union" gegründet, an deren Spitze der alt-katholische Erzbischof von Utrecht steht.

Die Bedeutung Offenbachs

Offenbach ist die älteste Gemeinde der Alt-Katholiken in Hessen und mit 600 Mitgliedern gleichzeitig die Größte (weitere Gemeinden in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel). 

Im Jahr 1985 zeigte das Stadtmuseum im Rahmen der Ausstellung "Katholiken ohne Rom?" den ältesten bekannten Beweis für die Existenz der Gemeinschaft. Er erschien am 5. Oktober 1872 in der "Offenbacher Zeitung" unter dem Titel "Aufruf an die Katholiken aus Offenbach und Umgebung".

30 Jahre lang durfte die Kirche ihre Gottesdienste in den benachbarten evangelischen Häusern abhalten, bis im Jahr 1901 genug Geld für den Bau der Christuskirche zusammen war. Das gute Verhältnis zu anderen Kirchen zeigt sich noch heute beim ökumenischen Ostergottesdienst an dem ein gemeinsames Abendmahl stattfindet (Im römisch-katholischen Glauben ist das Mitfeiern eines anderen Abendmahls nicht gestattet).

Katholische Pfarrgemeinde der Alt-Katholiken in Offenbach

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