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Stadt Offenbach

Ein Stadtteil mit einer weit zurückreichenden Geschichte: Bürgel

Schon früh war der Ort besiedelt und von strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung gewesen. An der Mainschleife bei Bürgel befand sich ein Flussübergang, liefen verschiedene Römerstraßen zusammen. Die Römer siedelten hier mindestens bis ins dritte Jahrhundert, errichteten womöglich auch eine Brücke
Vor ihnen waren die Kelten in „Bergilla“ ansässig gewesen, denen Bürgel wohl auch seinen Namen verdankt. Im frühen Mittelalter, ab 880, wurden Bürgeler Güter dem Frankfurter Salvatorstift übertragen – dem späteren St. Bartholomäusstift, in dessen Domkirche die deutschen Kaiser gekrönt wurden
Zu dieser Zeit bestand in Bürgel nördlich der heutigen St. Pankratiuskirche bereits ein merowingischer Königshof. Er gilt als Keimzelle der Besiedlung. 1250 wurde die befestigte Anlage wie das gesamte Dorf durch die Truppen Wilhelms von Holland, dem Gegenkönig des staufischen Kaisers Friedrich II., zerstört

Komplette Zertörung

Für mehr als ein halbes Jahrtausend wurde der Ort im 13. Jahrhundert Eigentum des Mainzer St. Petersstiftes, das neben der Kirche einen Fron- und Herrenhof betrieb. Mit der Auflösung des Stiftes durch die Franzosen fiel das Dorf 1802 zunächst an das mit ihnen verbündete Fürstentum Isenburg-Birstein, nach Napoleons Niederlage 1816 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Die Reformation im 16. Jahrhundert ging an der Mainzer Enklave weitgehend vorbei. Bürgel blieb überwiegend katholisch. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren 600 der insgesamt 871 Einwohner Katholiken und nur 38 Protestanten. Mit 233 Menschen vergleichsweise hoch war zu dieser Zeit der Anteil der Juden an der Bevölkerung
Die komplette Zerstörung Bürgels im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648), Hungersnot und Pest dezimierten die Bevölkerung in dem bis dahin dichtbesiedeltsten Ort der Umgebung auf 85 Einwohner. Erst 1712 war der Mainzer Amtshof wieder aufgebaut. Aufgrund der Zerstörung datieren die ältesten erhaltenen Wohnbauten wie etwa das Fachwerkhaus Schifferstraße 6 erst aus dem späten 17. Jahrhundert.

###cat:2951###Offenbach-120114Pro Buergel, Enthuellung des neuen Begruessungsschildes am Reichstag in Buergel ********************************************************copyright by: georg-foto.deGauss-Str. 5, Postfach 100628D-63071 Offenbach am Main Tel. +49-69-98557977 FAX:+49-69-98557988mobil: +49-171-3367112Veroeffentlichung unseres Bildmateriales nur gegen Honorar (zzgl.MwSt.),Belegexemplar und Namesnennung. Ust.ID: 035 821 01115 Finanzamt Offenbach-StadtBankverbindung: Sparkasse OffenbachBLZ.: 505 500 20 Kto.-Nr.: 107054383

Ältestes Gebäude Offenbachs

Die Gesamtanlage des alten Ortskerns zwischen Maindamm und Strackgasse gibt noch ein gutes Bild des ursprünglich bäuerlich geprägten Dorfes mit seinen schmalen, verwinkelten Gassen, den schmucken Fachwerkhäusern und kleinen Hofreiten.
Ältestes Gebäude Bürgels und zugleich Offenbachs ist der spätmittelalterliche Kirchturm von 1492 in der Stiftstraße 3.

Bei allen folgenden Kirchbauten blieb der Glockenturm erhalten: zunächst 1712, dann auch 1896, als die St. Pankratiuskirche im neugotischen Stil begonnen wurde. An der Außenseite des Turms befindet sich das Grab der 1807 in Offenbach verstorbenen Schriftstellerin Sophie von La Roche.

Mit dem Wachstum Bürgels, das um 1900 rund 4.700 Einwohner zählte, stieg auch die Zahl der Protestanten. 1903 weihte die 1.700 Mitglieder zählende Evangelische Gemeinde die in neugotischem Stil erbaute Gustav-Adolf-Kirche in der Langstraße 62 ein. Prägten bis ins 19. Jahrhundert Bauern, Händler, Handwerker und Kalkbrenner das Bild, erlebte Bürgel mit der Ansiedlung größerer Betriebe wie der Stockfabrik Hau und Fecher (1845), der Schrammschen Lackfabrik (1845) oder der Lederwerke Becker (1898) einen grundlegenden Strukturwandel.

Freiwillig eingemeindet

Durch die Industrialisierung wuchs der Ort zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf rund 6.000 Einwohner. Die kurze Abfolge der Neu- und Erweiterungsbauten der 1899 in der Stiftstraße 25 begonnenen Schule im klassizistischen Stil dokumentiert diese rasante Entwicklung. Die freiwillige Eingemeindung 1908 nach Offenbach brachte Bürgel eine Verbesserung der Infrastruktur samt einer zuvor ausbedungenen elektrischen Straßenbahn. Sie verband von 1907 bis 1951 den neuen Stadtteil mit dem Offenbacher Zentrum und wurde anschließend durch Busse ersetzt.
Der aufstrebenden Industriestadt Offenbach brachte der Zuwachs von 718 Hektar Bürgeler Land, das bis zur Offenbacher Grenzstraße und bis nach Heusenstamm reichte, dringend benötigte Expansionsflächen.Die Eindeichung des immer wieder von verheerenden Hochwassern überfluteten Ortes 1925/1926 durch die Verlängerung des 1893 fertiggestellten Offenbacher Maindamms befreite Bürgel nachhaltig von dieser wiederkehrenden Notlage. Mit dem Bau war nach dem Hochwasser von 1920 begonnen worden. Weil daran viele arbeitslose Feintäschner (Portefeuiller) mitwirkten, erhielt der Deich im Volksmund den Namen „Portefeller-Damm“.

Bedeutsame Stationen der Bürgeler Geschichte - hier finden Sie eine Auflistung der historischen Meilensteine.

790 Ersterwähnung als „Birgelen“ in einer Schenkungsurkunde des Salachon an das Kloster Lorsch.

Um 1000 Bürgel gelangt an das Stift St. Peter in Mainz.

1018 Kaiser Heinrich II. hält einen Reichstag in Bürgel ab.

1250 Zerstörung Bürgels durch Wilhelm von Holland, dem Gegenkönig Kaiser Friedrichs II.

1385 Bürgel gehört mit 11 weiteren Orten zur Bieger- oder Biebermark.

1497 Der Erzbischof von Mainz übernimmt durch einen Vertrag mit dem Stift St. Peter Oberhoheit und Schutz über Bürgel.

1620 Truppen des Markgrafen von Ansbach plündern Bürgel.

1638 Als Folge von Krieg und Pest geht die Einwohnerzahl auf 85 Personen zurück.

1712 Der Amtshof des Stiftes St. Peter (der „Hof“) ist neu erbaut.

1802 Schon vor dem Reichsdepuationshauptschluss kommt Bürgel nach der Auflösung des Stiftes St. Peter an das Fürstentum Isenburg-Birstein.

1816 Zusammen mit Isenburg-Birstein gelangt Bürgel an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt.

1819 Auflösung der Bieger- oder Biebermark.

1824 Einweihung der neuen Synagoge.

1828 Bürgel zählt 871 Einwohner, darunter 233 Juden.

1873 Neubau eines Schulhauses.

1882 Durch starkes Hochwasser kommen vier Personen ums Leben.

1897 Einweihung der neu gebauten Kirche St. Pankratius (19. September).

1902 Einweihung der neuen Gustav-Adolf-Kirche (4. Oktober).

1907 Eröffnung der neuen Straßenbahnlinie zum Offenbacher Mathildenplatz (20.Oktober).

1908 Eingemeindung Bürgels nach Offenbach (1. April).

1920 Mit dem Bau des Bürgeler Maindammes („Portefeuillerdamm“) wird begonnen.

1938 Der historische „Hof“ wird abgebrochen.

1951 Die Straßenbahnlinie 27 wird bis nach Tempelsee verlängert.

2003 Bürgel hat 9.319 Einwohner.

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