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Stadt Offenbach

Vergangene Ausstellungen im Klingspor Museum

Ein Überblick über die Ausstellungen im Klingspor Museum von 2022 bis Anfang 2024

12.3. – 29.5.2022: Beyond the Archive – von der Gießerei zum Klingspor Type Archive

In Offenbach war mit Gebr. Klingspor eine international bekannte Schriftgießerei ansässig, die mit ihrem künstlerischen Anspruch Maßstäbe setzte. Ihr Nachlass bildet heute einen der Kernbestände des Archivs im Museum. Die erhaltenen Objekte gewähren einen einmaligen Einblick in die Arbeitsprozesse der Schriftgestaltung im frühen 20. Jahrhundert.
Aber wie ist der Blick heute, 100 Jahre später, auf dieses Archiv und das darin lagernde Material? Wie kann es neu befragt werden? Und was können wir heute noch von ihm lernen? 
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Klingspor Institut für Schriftgestaltung und wird von HfG-Studierenden konzipiert und umgesetzt. Passend dazu wird zeitgleich das Klingspor Type Archive, eine digitale Archivplattform, entwickelt.

März 2022 bis 19.9.22: Illustration Reloaded 2022 als Teil der Dauerausstellung im Klingspor Museum

Illustrationen sind Bilder. Ihr Charakter ist von Sprache geprägt. Aber auch von dem, was nicht gesprochen werden kann. Sie beziehen sich auf Wort und Gefühl - gespürt wie erzählt, gedacht wie erlebt, geschrieben wie erfahren. Das Illustrative veranschaulicht und verzaubert. Es vermittelt, was vielleicht gar nicht vermittelt werden kann.
Wenn aus Federn Flügel werden, wenn Zunge schmecken lernt, wenn Erinnerung Form bekommt - dann sind Illustrationen am Werk. Wo begegnen sie dir?
Oft geschieht dies durch Zeichnungen. Aber auch Collagen, Fotografien, Buchstaben – und daraus neu entstehende Texte – Töne oder Bewegungen können Illustrationen sein und damit das Genre des Papiers – des Buches – verlassen und zu Animationen, Computerspielen oder Filmen werden. Somit sind wir alltäglich von Illustrationen umgeben: auch auf Verpackungen, Etiketten, Gebrauchsanweisungen und in der Werbung.
Viele verschiedene Arten der Illustration sind im Klingspor Museum zu entdecken. Dabei befinden sie sich meist auf Papier und gelten als künstlerische Artefakte. Die Sammlung enthält Einzelwerke, die als Grundlage für ein Buchprojekt dienten oder Bücher, in denen das Bild bereits mit dem begleitenden Text kombiniert ist. Dabei tritt jedes Jahr insbesondere die Internationale Kinderbuchausstellung des Hauses hervor, die Sammlungsschwerpunkt bildet und zeitgenössische Trends der Illustration widerspiegelt. Aber auch unsere Dauerausstellung "Illustration Reloaded 2022" greift Trends und Variationen auf, in denen bildhafte Darstellungen zur Erweiterung der Erzählebene Verwendung finden.
Die Dauerausstellung "Illustration Reloaded 2022" lädt dazu ein, das Illustrative in einem breiten Spektrum zu erkunden – vom Häkeln, übers Sticken bis hin zur Tufting Pistole. Das Spiel von Bild und Text, entsprungen unterschiedlichster Kommunikationssysteme: Hand in Hand mit dem literarischen Original, über Musik und Pop, vom Tagebuch wie aus dem Tattoo-Studio, bis hin zur Meme-Kultur in den sozialen Medien. Nicht fehlen darf, was die Seele schreibt und uns zunächst verborgen scheint. Worte, die nur über Bilder erreicht werden können – auch die gibt’s. Mit Smartphone oder ohne. So treffen verschiedene Arbeiten aufeinander, machen Kontraste sowie Verbindungen auf und versinnbildlichen völlig individuelle Zugänge. Synergie bietet an, persönlich auszuloten, was Illustration bedeuten mag. Gestern, heute und auch morgen.
Text von Monika Jäger und Sören Gohle

Beteiligte Künstler:innen:
Rosanna von Angerer, Rebecca Arnold, Fern Liberty Kallenbach Campbell, Maike Dorn, Nikolaus Jungwirth, Calvin Koku Kudufia, Dafi Kühne, Burgi Kühnemann, Tat'jana Alekseevna Mavrina, Joe McHugh, Helga Michie, Marius Müller, Pakel, Sonja Prochorow, Arthur Rackham, Janos Schäfer, Christina Schreiner, Jona Sliwka, Talia Melda Temucin, Walter Tiemann, Michelle Tophinke, Leonie Waidelich.

16.6. - 4.9.2022: Experiment Druck

Offenbach ist ein maßgeblicher Ort der Druckgeschichte, es gilt als Wiege der Lithografie und die Schriftgießerei der Gebrüder Klingspor zeichnet für gewaltige Innovationen im Bereich der Schriftgestaltung verantwortlich. Offenbach ist allerdings auch heute noch ein lebendiger Ort des Druckens. Nicht nur als Sitz eines der weltführenden Unternehmen für Druckmaschinen, sondern auch als Ort innovativer Druckkunst, die in kleinen Werkstätten entsteht. Die Ausstellung versammelt junge und experimentelle DruckerInnen sowie „AltmeisterInnen“ und zeigt die Vielfalt einer agilen Szene. Experimentelle Drucke von Picasso, H.N. Werkman oder Antoni Tàpies aus der Museumssammlung komplettieren die Schau.

17.9. – 27.11.2022: Cut. Schnitte, die den Raum bedeuten

Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus Papier, geschnitten, gerissen, gestanzt oder gelasert. Das Spektrum reicht vom Scherenschnitt über Bücher, Grafiken bis hin zum Objekt. Die Verletzung des Papiers verleiht dem Buch eine dritte Dimension. Sie lässt Durchblicke entstehen, dreidimensionale Ansichten, die sich beim Aufklappen des Buches entfalten.
Abbildung: Water under the bridge. Mark Wagner, Christopher K. Wilde. Foto: Klingspor Museum

17.12.2022 - 26.02.2023: Extrem bunt. 67. Internationale Kinderbuchausstellung

Extrem bunt wird es dieses Jahr zur Kinderbuch-Ausstellung im Klingspor Museum. Farben spielen für uns Menschen eine große Rolle. Wir ordnen sie den Gegenständen in unserem Leben zu, umgeben uns mit den Farben, die wir mögen und verbinden Gefühle und Stimmungen mit ihnen. Gleichzeitig sind Farbwahrnehmungen auch sehr individuell und können sich sogar kulturell unterscheiden. In diesem Jahr spürt die Ausstellung aktueller Kinderbücher den Farben hinterher und wir wagen das Experiment, die Bücher einfach mal farblich zu sortieren. Mal schauen, was uns das erzählt. Und auch ihr dürft an vielen Stellen in der Ausstellung etwas über eure Lieblingsfarben und eure Gedanken schreiben oder malen. Die Ausstellung wird von der Vereinigung Freunde des Klingspor Museums unterstützt. Vielen Dank!

23.03. - 25.06.2023: Fernweh. Reisen in der Kunst

Reisen erschließt Welten und schafft neue Eindrücke. War es früher ein Privileg weniger Menschen, so ist man heute so mobil wie nie zuvor. Die Ausstellung will die verschiedensten Aspekte des Reisens aufzeigen, die Freude am Neuen, den Erkenntnisgewinn, die Reise als Weg zu sich selbst. Auch die Themen Kolonisation, Flucht und Migration werden beleuchtet: ob in Burgi Kühnemanns opulentem Malerbuch „Der Rabbi von Bacherach“ oder in Nicolò Degiorgis‘ Künstlerbuch „Blue as gold“, das mit minimalistischen Mitteln Bootflüchtlinge zeigt. In Künstlerbuch, Graphic Novel und Kinderbuch wird ein facettenreicher Bogen gespannt, der das Reisen sowohl als Traum als auch als Alptraum zeigt. Plakate, Zeichnungen und Aquarelle ergänzen die Ausstellung.

15.7. - 29.10.2023: Achtung: enthält Leben. Notizbuch, Bullet Journal, Tagebuch

Ausstellung im Klingspor Museum Offenbach in Kooperation mit nuuna by brandbook.
Notizbücher, Bullet Journals und Tagebücher: als Container von Flüchtigem begleiten sie unser Leben. Sie werden Stück für Stück angefüllt mit Erlebtem, Bemerkenswertem und Memos und nehmen im Leben vieler Menschen eine wichtige Funktion als strukturierendes Medium ein. Oft entstehen dabei individuelle Kunstwerke, zumal dann, wenn Künstler*innen Tagebuch führen. Das Museum hat eindrucksvolle Beispiele in seiner Sammlung. Der Bogen spannt sich von Arbeiten des Konzeptkünstlers Dieter Roth, über Barbara Fahrners Aufzeichnung aus New York während des islamistischen Terroranschlags im September 2001, bis zum zeitgenössischen Zine „Lockdown Diary“ von Malte Spindler. Ein besonderer Schatz sind die „Skizzbücher“ von Paul Stein, eine Mischung aus Tagebuch, Skizzenbuch und literarischen Aufzeichnungen.
Auch Bullet Journals sind liebevoll gestaltete Orientierungshilfen, die Tätigkeiten des Alltags sortieren und gewichten. Die Ausstellung fragt nach Motiven und Herangehensweisen, ein zunächst leeres Buch zu füllen. Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf des Museums gefolgt und haben ihre eigenen Arbeiten zur Verfügung gestellt: die vielfältigsten Notizbücher, Bullet Journals und Tagebücher haben so den Weg in die Ausstellung gefunden. Interviews mit Tagebuchschreiber*innen geben Aufschluss über individuelle Beweggründe und Arbeitsweisen. Auf Instagram wird es zusätzlich einen virtuellen Ausstellungsraum geben.
In der Kooperation mit der Frankfurter Notizbuchschmiede nuuna by brandbook wird auch die Gestaltung des leeren Buches thematisiert, die ebenfalls Einfluss auf den Prozess des Schreibens hat. 
Ein umfangreiches Begleitprogramm zeigt Blicke hinter die Kulissen oder lädt zu eigener Kreativität ein.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Justus-Liebig-Universität Gießen.

29.9. - 29.10.2023: Setareh Alipour: Diary. Installation

Leuchtende Erinnerungen an ihre früheste Kindheit weckt die Künstlerin und Kuratorin Setareh Alipour mit ihrer Installation „Diary“ aus persischem Fruchtleder Lavashak . Der süß-säuerliche Geschmack und die gummibärchenartige Konsistenz sowie der Duft und die Vorfreude auf das Fruchtleder aus dem Iran haben lange verloren geglaubte Erinnerungen wieder geweckt und sie dazu veranlasst, dieses Arrangement zu kreieren. Gegen das Licht gehalten, wirkt der Snack wie ein Kirchenfenster, das von der Sonne illuminiert wird. 
„Diary“ kann wie ein Tagebuch gelesen werden. Jedes Stück steht für ein Erlebnis oder eine Spur davon, die sich auf der Haut abbildet: manche sind präsenter und manche sind bereits verblasst, einige tragen Narben mit sich und andere sind ganz glatt.  
Die Installation "Diary" wurde erstmals im ehemaligen Glockenturm in der Kirchgasse befestigt, auf einer Acrylglasscheibe ausgestellt; jetzt wird sie im Klingspor Museum im Rahmen der Ausstellung Achtung: enthält Leben. Notizbuch, Bullet Journal, Tagebuch präsentiert. 
Der Aspekt des Essens des Materials ist bedeutend für die Arbeit, da die Grenzen der Installation aufgelöst werden: wo beginnt das Kunstwerk und wo hört es auf? Indem man das kulturhistorisch konnotierte Material isst und sich damit einverleibt, wird es Teil eines metabolischen Prozesses und des Körpers, es wird also dezentralisiert.
Die Reduktion auf den symbolträchtigen Apfel, man denke an den Zankapfel oder den Sündenfall, an den Apfel, der Newton auf den Kopf fiel oder die Tech Marke Apple, lässt Raum für Deutungen und die Farben ähnlich anklingen: Bernstein-, Gold- und Brauntöne haben etwas nostalgisches, edles, aber auch bodenständiges und naturnahes. 
Für die Herstellung nimmt man Äpfel, ein wenig Wasser und Salz. Zerkleinert und ohne Kerngehäuse kocht man sie einmal mit Wasser gar und püriert sie. Das Püree wird gedörrt und ist dann monatelang haltbar. 
Die Installation ist ab dem 29.09. bis 29.10 an zwei Museumsfenstern zu sehen. Zur Vernissage um  17 Uhr gibt es ein  Lavashak-Tasting.

13.1.-14.4.24: 68. Internationale Kinderbuchausstellung. Illustration spezial

Kinderbücher erzählen häufig mit Texten, aber die Bilder mischen kräftig mit. Manchmal erzählt die Illustration eine ganz eigene Geschichte, fügt dem Text etwas hinzu oder deutet ihn anders. Auch das Lesen von Bildern will gelernt sein und das Kinderbuch bietet eine erste Möglichkeit, mit künstlerischen Konzepten vertraut zu werden. Doch wie kommen die Illustrationen eigentlich ins Buch? Was ist der Prozess dahinter und wie arbeiten Illustratorinnen und Illustratoren heute. Kann eine Illustration die Wahrnehmung einer Geschichte beeinflussen? Die von der Vereinigung Freunde des Klingspor Museums unterstützte Kinderbuch-Ausstellung zeigt zum 68. Mal aktuelle Kinderbücher aus aller Welt und wirft einen genaueren Blick auf die Entstehung und die Wirkung der Bilder im Buch. Bunte Leselandschaften laden ein zum Schauen, Lesen und Entdecken!

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