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Stadt Offenbach

Neue Doppelspitze in Produktionsschule „Start Projekt“

07.10.2022 – Die Produktionsschule Start Projekt existiert seit 27 Jahren in Offenbach. Seit 2019 ist sie in der Volkshochschule (vhs) Offenbach integriert. Jetzt gibt es eine neue Leitung: Natalia Humeniuk und Nadine Gausa führen als Doppelspitze das Start Projekt weiter. Im September hat ein neuer Jahrgang begonnen. Die vhs Offenbach hat mit beiden dazu ein Interview geführt. Das Start Projekt wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) und des Landes Hessen sowie durch die Stadt Offenbach.

Natalia Humeniuk (vorne im Bild) und Nadine Gausa bilden die neue Doppelspitze im Start Projekt.

Wie sind Sie beide zum Start Projekt gekommen?

Natalia Humeniuk: Als Arbeits- und Organisationspsychologin war ich bereits einige Jahre in der beruflichen Orientierung und Beratung tätig. Zur vhs Offenbach wechselte ich 2021 und leite seither in Teilzeit ein Projekt zur Förderung digitaler Kompetenzen. Ich lernte die Vielfalt der Angebote und des Engagements der vhs Offenbach kennen und schätzen. Ich lernte auch das Start Projekt kennen und von Anfang an beeindruckten mich dessen pädagogisches Konzept und gesellschaftlicher Beitrag. Daher habe ich mich sehr über die Möglichkeit gefreut, 2022 in die Projektleitung des Start Projekts einzusteigen.

Nadine Gausa: Das Start Projekt lernte ich bereits 2005 kennen, stieg als Honorarkraft ein und betreute die Jugendlichen mit einem Nachhilfe-/Lernunterstützungsangebot. Seit 2007 arbeite ich nun als Sozialpädagogin im Start Projekt und habe schon einige Jugendliche auf ihrem Weg begleitet. Im Jahr 2022 ergab sich dann die Möglichkeit in die Projektleitung einzusteigen, was mich sehr gefreut hat.  Aktuell teile ich mir somit die Projektleitung mit Frau Humeniuk und übernehme weiterhin noch sozialpädagogische Aufgaben.

Viele wissen wahrscheinlich gar nicht genau, was eine Produktionsschule ist. Was genau ist das Ziel des Start Projekts?

Nadine Gausa: Eine Produktionsschule ermöglicht Jugendlichen, durch enge Verzahnung von Arbeiten und praxisbezogenem Unterricht einen neuen Zugang zum Lernen zu finden. In diesem Rahmen machen Jugendliche die Erfahrung, dass sie mit ihrem Handeln etwas bewirken können. Das stärkt wiederum ihre Motivation, zu lernen und sich auf die Anforderungen des Berufslebens einzulassen.

Das Start Projekt ist eine Produktionsschule mit Schwerpunkt Gastronomie, Hauswirtschaft und Dienstleistung. Es betreibt die Cafeteria und die ESSbar in der vhs und bietet Caterings an. Ins Start Projekt werden Jugendliche aufgenommen, die ihre Schulpflicht erfüllt, aber keinen Hauptschulabschluss erreicht haben. Im wöchentlichen Wechsel arbeiten sie in der Produktion mit, absolvieren externe Praktika und nehmen am schulischen Unterricht teil, um den Hauptschulabschluss nachzuholen. 

Sie beide leiten das Projekt seit Kurzem zusammen. Wie funktioniert das und warum hat man sich für diese Lösung entschieden?

Natalia Humeniuk: Die Leitung des Start Projekts zu zweit zu übernehmen, ermöglicht uns, Entscheidungen auf der Grundlage einer breiteren fachlichen Basis zu treffen. Im Austausch miteinander fließen Erfahrungen aus jahrelanger Mitarbeit im Start Projekt und aus Impulsen mit dem Blick von außen ein. Daher haben Frau Gausa und ich uns dafür entschieden, uns zu zweit um die Stelle der Projektleitung zu bewerben und uns diese zu teilen. Wir freuen uns sehr, dass uns das ermöglicht wurde. Wir arbeiten eng zusammen und stimmen uns gut ab, sodass wir beide nach innen und nach außen hin einheitlich auftreten können und zu den „Themen“ des Start Projekt gleichermaßen ansprechbar sind. Die Leitung einer Produktionsschule wie dem Start Projekt ist inhaltlich und organisatorisch eine komplexe Aufgabe.

Zum einen gilt es, die Teilnehmenden schulisch auf den Erwerb des Hauptschulabschlusses vorzubereiten und sie sozialpädagogisch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und bei der beruflichen Orientierung zu unterstützen. Zum anderen gilt es, einen gefragten gastronomischen Service zu organisieren. Hinzu kommt, dass die Anforderungen an die sozialpädagogische Unterstützung gestiegen sind. Jugendliche, die ins Start Projekt einmünden, sehen sich verstärkt durch sprachliche und lernbezogene Schwierigkeiten eingeschränkt sowie verstärkt mit psychischen Belastungen konfrontiert. Das gilt es aufzufangen und den Blick der Jugendlichen auf ihre eigenen Ressourcen, Stärken und Handlungsmöglichkeiten zu lenken.

Das Start Projekt ist jetzt seit drei Jahren in die Volkshochschule integriert, wo besteht da die inhaltliche Verbindung?

Nadine Gausa: Beide teilen dasselbe Verständnis von Bildung. Lernen ist Persönlichkeitsentwicklung und sollte Menschen dazu ermutigen und befähigen, ihr Leben und ihr gesellschaftliches Umfeld mitzugestalten. Auch nach Ende der Schulpflicht muss es Möglichkeiten geben, zu lernen und gegebenenfalls Versäumtes nachzuholen. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Start Projekts – Grundbildung, Digitalisierung, Gesundheit und Nachhaltigkeit – passen sehr gut zu denen der vhs. Das schafft Synergien in der Zusammenarbeit. 

Wie wirkt sich gesellschaftlicher Wandel auf das Projekt aus? Sind irgendwelche Änderungen oder Anpassungen geplant?

Natalia Humeniuk: Wir wollen an früheren Erfolgen anknüpfen und gleichzeitig mit der Zeit gehen. Die gesellschaftlichen, ökologischen und politischen Herausforderungen werden zunehmend komplexer. Darauf wollen wir die Teilnehmenden vorbereiten, mit Angeboten, die sich auf die bereits genannten inhaltlichen Schwerpunkte fokussieren. Wichtig ist uns auch, die Zusammenarbeit und den Austausch von Erfahrungen mit Kooperationspartnern und anderen Akteuren zu verstärken.

Wie viele Jugendliche können bei dem Projekt mitmachen und wie sieht aktuell die Nachfrage aus?

Nadine Gausa: Wir sind sehr stolz darauf, dass seit Beginn des Projekts vor 27 Jahren jeder offene Platz belegt war, dieses Semester sind es ganze 30 Teilnehmende. Das zeigt uns, wie viele junge Menschen von dem Start Projekt profitieren können, daher freuen wir uns darauf, das Projekt weiterzuführen.


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