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Stadt Offenbach

Rudo Spemann-Preis 2011 geht an Thomas Reuter

15.06.2011 – 15. Juni 2011: Der Rudo Spemann-Preis 2011, dotiert mit 2.500 Euro, geht an Thomas Reuter, Student an der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. Das hat die Jury am 7. Juni 2011 entschieden. Der Preis zu Ehren des 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft gestorbenen Schriftkünstlers Rudo Spemann (1905 – 1947) wird alle 2 Jahre von der Stadt Offenbach am Main vergeben. Als 1953 von der Stadt Offenbach das Klingspor Museum gegründet wurde, übergab die Mutter Spemanns den Nachlass ihres Sohnes dem neuen Museum.

Der Wettbewerb richtet sich an Studenten der Kunsthochschulen mit der Aufforderung, ihr Können im Bereich Schriftkunst und Typographie zu zeigen. Zwei Arbeiten werden gefordert: zu der einen wird ein Text vorgegeben, der von jedem Wettbewerbsteilnehmer künstlerisch dargestellt werden soll. Zu einer zweiten Arbeit kann sich der Teilnehmer einen Text frei nach seinem Geschmack und seinen Kenntnissen wählen. Beide Arbeiten sollen einen kalligraphischen als auch einen typographischen Teil haben.

Als Thema wurde jene Stelle aus Goethes Faust I vorgegeben, die das Phänomen von Schreiben und Schrift beleuchtet:

Mephistopheles
...Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
Nur eins! - Um Lebens oder Sterbens will
Bitt' ich mir ein paar Zeilen aus.

Faust
Auch was Geschriebnes forderst du Pedant?
…Das Wort erstirbt schon in der Feder, …
Was willst du böser Geist von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?
Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?
Ich gebe jede Wahl dir frei.

Mephistopheles
Wie magst du deine Rednerei
nur gleich so hitzig übertreiben?
Ist doch ein jedes Blättchen gut.
Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut.

Die Szene aus dem Faust veranschaulicht, wie der Akt des Schreibens zu einem des Sich-Verschreibens an jemanden oder an etwas geraten und nicht ungefährlich sein kann.

Schreiben heißt offenkundig, Verantwortung für das Aufnotierte zu übernehmen. Das kann den Inhalt betreffen aber auch die Form. In unserer computergestützten Zeit fällt der Handschrift zumindest scheinbar marginale Bedeutung zu.

Aufgabe 1: Fassen Sie den Text in Form eines kalligraphischen/handschriftlichen Blattes ab. Erläutern Sie separat die Wahl ihres Materials und Schreibzeugs

Aufgabe 2: Gestalten Sie einen Einband zu einer Faust-Ausgabe. Zumindest stellenweise soll Handschrift eingesetzt und ein Wesensmerkmal der Figur des zu vermeintlich ewiger Schönheit verführten Protagonisten ansichtig werden.

36 Arbeiten wurden eingereicht:
- 15 aus Freiburg - Freie Hochschule für Grafik und Design u. Bildende Kunst e.V.,
- 7 aus Offenbach a.M. - Hochschule für Gestaltung,
- 3 aus Trier - Fachhochschule Trier
- 7 von der Hochschule RheinMain, Wiesbaden Rüsselsheim Geisenheim
- 1 aus Karlsruhe - Hochschule für Gestaltung
- 1 von der Fachhochschule Münster
- 1 aus Leipzig - Hochschule für Grafik und Buchkunst
- 1 aus Hamburg - Hochschule für angewandte Wissenschaften

Die mit Kennwort versehenen anonymen Arbeiten wurden alle zum Wettbewerb
zugelassen.

Im vierten Durchgang entschied die Jury, der Arbeit „Filzstift“ von Thomas Reuter, Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. den Preis zuzuerkennen.

Die Arbeiten „01061988“ von Kristin Plettau, und „SE 2811“ von Lucia Iulia Chiriac-Wenzel, beide Freie Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst Freiburg wurden zum Ankauf vorgeschlagen.

Alle drei Arbeiten können in der Bibliothek des Museums – nach vorheriger Anmeldung - angesehen werden.

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