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Stadt Offenbach

vhs Offenbach bietet neue Angebote zum Lesen- und Schreiben-Lernen

04.02.2016

Offenbach am Main, 04.02.16 – Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland können nicht oder nur unzureichend lesen (LEO-Studie, 2011), schätzungsweise mindestens 11.000 sogenannte funktionale Analphabeten sind es in Offenbach. Diese Menschen, die einem Beruf nachgehen, nicht unbedingt einen Migrationshintergrund haben, aber denen schon das Schreiben einer einfachen Glückwunsch-Karte zum Problem wird, stehen im laufenden Monat im Fokus der vhs-Aktivitäten. Diese macht mit einer Ausstellung und dem Alfa-Mobil am 16. Februar auf dem Aliceplatz und einer Aktionsfläche im KOMM Einkaufscenter auf ihr umfangreiches Angebot zum Lesen und Schreiben lernen, aufmerksam.

„Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Teilhabe möglich ist“, so Bürgermeister und Bildungsdezernent Peter Schneider. „Nur wer richtig lesen und schreiben kann, versteht auch komplexe Sachverhalte und kann sich einbringen.“ Das, gesteht er ein, sei aber auch immer die Crux des Bildungsauftrages der Volkshochschulen (vhs), nämlich „wie komme ich an meine Klientel und wie kann ich sie motivieren, sich den eigenen Schwächen zu stellen.“

Kient statt Kind, Räkal statt Regal

Als Gemengelage aus Scham und Komplizenschaft mit der Umgebung beschreibt vhs-Leiterin Dr. Gabriele Botte die Tatsache, dass viele Analphabeten meist nur schwer „aus der Deckung kommen.“ Oftmals seien es Brüche im Leben, wie der Verlust des Arbeitsplatzes, die Menschen mit ihrer Lese- und Schreibschwäche konfrontieren und zum Handeln zwingen. Bis dahin haben sie sich meist „irgendwie durchlaviert“, sie verfügen über begrenzte Kenntnisse, mit denen sie ihren Alltag bewältigen können, die Inhalte von Texten hingegen erschließen sich ihnen aber oftmals nicht. Als eine Konsequenz der 2011 von der Universität Hamburg veröffentlichten „LEO – Level One Studie“, hat die vhs ihr Angebot in den vergangenen Jahren stetig erweitert. „Wir sind der zentrale Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Grundbildung geht“, erklärt Botte, „und versuchen, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind.“ Eben mit auf die Lernstandserhebung abgestimmten Inhalten, einer Kursgröße von maximal 8 Teilnehmern, günstigen Kursgebühren und möglichst flexiblen Kurszeiten, die sich beispielsweise auch mit Schichtarbeit vereinbaren lassen. Hinzu kommen die Angebote im Selbstlernzentrum (SLZ), in dem Lernende selbst bestimmen, wann sie welche Inhalte bearbeiten möchten und haben bei Bedarf Lernberater an ihrer Seite.

„fe“ – „sa“ – „le“ Silbentraining mit Alpha Plus

Seit diesem Monat kann dort zusätzlich zu den Präsenzkursen mit dem Lernprogramm „Alpha-Plus“ gearbeitet werden, dieses aus vier Modulen bestehende Trainingsprogramm nutzt neurobiologische Erkenntnisse und stimuliert gezielt die bei der Verarbeitung von Sprache beteiligten Hirnareale. Fachbereichsleiterin Birgit Gehl ist durch Veröffentlichungen auf das Programm aufmerksam geworden und hat zwei Sets für das SLZ angeschafft: „Die wissenschaftlichen Ergebnisse haben mich überzeugt. Die Forscher um Professor Jascha Rüsseler an der Universität Bamberg haben im siebenmonatigen Training die Lese- und Rechtschreibkompetenz ihrer Probanden um 1,5 Schuljahre verbessert.“ Von einer derartigen Verbesserung geht sie jetzt nicht aus, „schließlich haben wir hier keine Laborsituation“, aber das Programm aus Audio-Trainer, Buchstabiertrainer und Satz- und Dialogtrainer helfe, den Wortschatz zu verbessern und zu festigen. Der Alpha-Trainer animiert mit dem Vorlesen einfacher Silben wie beispielsweise „fe“-„sa“-„le“ zum lateralen Synchronsprechen, dabei wandere die Sprachinformation vom linken zum rechten Ohr und verbessere die Vernetzung der beiden Gehirnhälften, erläutert Gehl. Teilnehmer der Lese- und Schreibkurse zahlen während der Einführungsphase einmalig 10 Euro für die Nutzung während des laufenden Semesters, die Nutzung im SLZ kostet monatlich 10 Euro.

Besuch des Alfa-Mobils am 16. Februar im KOMM

Damit in den nächsten Wochen auch viele Menschen von dem Angebot erfahren, hat Gehl neben der Ausstellung „Lesen & Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) einen Besuch des „Alfa“-Mobils in Offenbach organisiert. Das Projekt des in Münster ansässigen Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung e.V. ist am 16. Februar von 10.00 bis 16.00 Uhr im KOMM Einkaufscenter zu Gast. Neben Informationen hat das Team leicht lesbare Lektüren und Spiele, die Spaß am Leben und Schreiben bringen, dabei. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir öffentlichkeitswirksam auftreten müssen“, erklärt Birgit Gehl. Die Fachbereichsleiterin weiß, dass sie damit in der Regel meist nicht die Betroffenen selbst, sondern Familienmitglieder und Freunde erreicht. Aber wenn die von unserem Angebot erzählen und Betroffene vielleicht sogar motivieren, ist schon ein erster Schritt getan.“

Die Ausstellung „Lesen & Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“ ist noch bis 19. Februar in den Räumen der vhs zu sehen.

Bildhinweis:

Lernfreude mit Alpha-Plus: Fachbereichsleiterin Alphabetisierung Birgit Gehl, vhs-Leiterin Dr. Gabriele Botte und Bürgermeister Peter Schneider. Foto 1: Stadt Offenbach

vhs-Leiterin Dr. Gabriele Botte und Fachbereichsleiterin Birgit Gehl mit Unterrichtsmaterialien des Deutschen Volkshochschulenverbands . Foto 2: Stadt Offenbach


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