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Stadt Offenbach

Kampf gegen unliebsame Sprühereien: Aufmerksame Mitbürger werden belohnt

05.10.2016

Offenbach am Main, 05.10.2016 - Dank seines beherzten Eingreifens kann sich Oliver Gietzen über eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro freuen. Das Geld zahlt der Offenbacher Kreis der Wohnungswirtschaft im Rahmen der Partnerschaft gegen Graffiti, die sich seit 2008 im Kampf gegen illegale Sprüher zusammengeschlossen hat. Gemeinsam gehen Stadt, Wohnungswirtschaft und Polizei gegen Vandalismus und Sachbeschädigung im Öffentlichen Raum, insbesondere gegen Graffiti, vor. „Die Sprühereien haben nichts mit Kunst zu tun, sondern beeinträchtigen das Stadtbild und verschlechtern das Sicherheitsgefühl der Bürger“, weiß Bürgermeister und Ordnungsdezernent Peter Schneider. Im Kreis der Wohnungswirtschaft zusammengeschlossen sind die Baugenossenschaft Odenwaldring eG, die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach mbH (GBO), die Gemeinnützige Ketteler Baugenossenschaft eG, die Nassauische Heimstätte (NH), die Offenbacher Baugenossenschaft und die Soka-Bau.

Sachgebietsgruppe „Graffiti“ beim Polizeipräsidium Südosthessen ermittelt

Graffiti werden schnellstmöglich wieder entfernt, zudem kümmern sich Polizei und Ordnungsamt um die Verfolgung der Täter. Schneider appelliert an Geschädigte, jedes Graffito unbedingt zur Anzeige zu bringen, damit die Beamten des zuständigen Sachgebiets „Graffiti“ beim Polizeipräsidium Südosthessen die Ermittlung aufnehmen können. Denn dass, was für die Jugendlichen „Fame“, eben Berühmtheit innerhalb ihrer Gruppe bedeutet, hilft den Ermittlungsbehörden: „Jeder Sprayer hat eine individuelle Handschrift und Bildsprache, anhand derer wir Profile erarbeiten können“, erklärt Kriminalhauptkommissarin Ursula Elmas. Gemeinsam mit drei Kolleginnen beziehungsweise Kollegen werden die Tags und Bilder beispielsweise mit den Daten in der hessenweiten Datenbank abgeglichen oder auch schon mal Schriftgutachten erstellt. Rund 20 Prozent der Delikte können aufgeklärt werden, Tendenz steigend: lag die Quote 2014 noch bei 15,3 Prozent, konnten im vergangenen Jahr 49 Fälle, das entspricht 16,8 Prozent, geklärt werden. Von den 200 Fällen im laufenden Jahr sind bereits einige geklärt. Oder die Täter haben, wie im Fall des Sprayers mit den Tags „UFO“ die Aktivität eingestellt. „Wir haben den Täter anscheinend stark verunsichert“, meint Frank Weber, Abteilungsleiter für Kommunale Prävention, Ordnung und Sicherheit beim Ordnungsamt, „schließlich haben wir bei der Fahndung alle Register gezogen: Mit Plakaten, Öffentlichkeitsarbeit, auch in den sozialen Medien wurde die Bevölkerung um Hinweise gebeten, zudem war eine Belohnung ausgelobt.“ Das Verfahren läuft weiter, schließlich ist der entstandene Schaden beträchtlich: Rund 50 Fassaden mussten aufwändig gereinigt und gestrichen werden. „Da kommen schnell ein paar Tausend Euro zusammen, alleine im Gründungsjahr der Initiative 2008 waren es für den Kreis der Wohnungswirtschaft 82.000 Euro“, so Weber weiter. „Hinzu kommen die Schäden an sonstigen öffentlichen und privaten Fassaden. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger können dazu beitragen, dass noch mehr Fälle aufgeklärt werden und die Geschädigten ihr Geld zurückfordern können.“

Die gut vernetzte Zusammenarbeit von Stadt, Wohnungswirtschaft und Polizei dient mittlerweile auch anderen Städten als Vorbild: „In Hanau wurde im vergangenem Jahr dem Beispiel aus Offenbach folgend eine Vereinbarung gegen Graffiti abgeschlossen“, berichtet Ursula Elmas vom Sachgebiet Sprayer.

Kommissar Zufall und Zivilcourage

Am 7. April gegen 16 Uhr war Oliver Gietzen, Hausmeister an der Gewerblich-Technischen-Schule mit einem Kollegen im Auto auf der Mainstraße unterwegs, als ihm zwei jugendliche Sprayer vor einer Wand der Schule auffielen. Kurzerhand parkte er den Wagen, um die weitere Sachbeschädigung der Beiden zu unterbinden. Als er „die Jungs zur Rede stellen wollte“, berichtet Gietzen, „nahmen beide Reißaus und ich habe die Verfolgung aufgenommen. Den Rest erledigte die zwischenzeitlich vom Kollegen gerufene Polizei.“

Graffiti und die Folgen

Für die 13- beziehungsweise 14-jährigen Jungs dürfte dies ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein: da sie noch nicht strafmündig sind, mussten sie den Schaden an der Wand wieder beseitigen und ein paar Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. „Stundenjungs“ heißen die Jugendlichen beim Jugendamt, deren Verfahren meist gegen Auflagen wieder eingestellt werden. Das Reinigen der Wände, weiß Hausmeister Gietzen aus langjähriger Erfahrung, dauert um einiges länger als mit der Spraydose schnell ein paar „Tags“ an eine Hausfläche zu sprühen. Was viele außerdem nicht wissen: zivilrechtliche Ansprüche aus einer Sachbeschädigung verjähren erst nach 30 Jahren – das sollte bedenken, wer im jugendlichen Eifer die Sprühdose nutzt.

 

Bildinformation:
v.l.n.r.: Frank Weber vom Ordnungsamt, Kriminalhauptkommissarin Ursula Elmas, Lutz Peter Kemper, GMB Gebäudemanagement, Oliver Gietzen, Hausmeister an der GTS, und Bürgermeister Peter Schneider bei der Übergabe der Belohnung am 20. September 2016. Foto: Stadt Offenbach

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