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Stadt Offenbach

Entschleunigt: Der neue Marktplatz wird zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Aufenthaltsqualität

24.10.2017

Offenbach am Main, 24. Oktober 2017 – In die Jahre gekommen und aus der Zeit gefallen, unschön und zudem äußerst unwirtlich: Wer Besucher der Innenstadt befragt, hört wenig Positives zum zentralen Herzstück in der Innenstadt. Dass es dem Marktplatz an Aufenthaltsqualität mangelt und er von Passanten eher als trennendes Element empfunden wird, ist kein Geheimnis. Daher gab es schon länger Überlegungen, den Verkehr neu zu ordnen und den Bereich der Waldstraße zwischen Berliner Straße und Geleitsstraße aufzuwerten.

Nach einem erweiterten Grundsatzbeschluss im Jahr 2010 wurden gemeinsam mit Bürgern Ideen entwickelt, von denen einige in den 2015 gefasst Grundsatzbeschluss einflossen. "Fußgänger haben Priorität", betont Oberbürgermeister und Planungsdezernent Horst Schneider, das galt 2015 wie heute und spricht von einer "roten Linie", die nach den Kommunalwahlen 2016 in Fragen der Gestaltung nicht überschritten werden sollte. Denn mit der neuen Mehrheit wurde erneut um den Platz und die Umgebungsstraßen gerungen: Das kostete Zeit und leider auch Geld, weil rund 300.000 Euro Fördermittel aus dem Programm "Aktive Innenstadt" nicht rechtzeitig abgerufen wurden. Aus der jetzt beschlossenen Variante sind die Neupflasterung des Salzgäßchens und des kleinen Biergrundes heraus genommen worden, um Kosten von 81.000 einzusparen. Das ist für Schneider "nach wie vor nicht nachvollziehbar".

Insgesamt 5,1 Millionen wird die jetzt beschlossene Variante kosten, die ab März 2018 umgesetzt wird und mit der Variante aus dem Frühjahr nahezu identisch ist. Etwa 25 Monate soll die Neugestaltung des Marktplatzes und der Bieberer Straße bis zum Wilhelmsplatz dauern. "Wegen des laufenden Verkehrs müssen wir sehr kleinteilig arbeiten", erläutert die beim Stadtplanungsamt für Stadtgestaltung zuständige Referatskoordination Annette Glowania. “Schließlich gilt es, den Einzelhandel so wenig wie möglich zu beeinträchtigen."

Verkehr beruhigt  und neu geregelt

Die geplante Entschleunigung hat das Potenzial, den Marktplatz langfristig tatsächlich auch zum Treffpunkt für Flaneure zu machen: "Die breiteren Bürgersteige sind ein deutliches Angebot an den Einzelhandel, die Außenflächen zu bespielen", erklärt Projektleiter Marcus Hüls vom Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement.

Zentrales Ziel ist es, den Durchgangsverkehr aus dem Marktplatz heraus zu nehmen. Statt die Straße hektisch überqueren zu müssen, können Fußgänger auch ohne Ampeln queren. Für alle Verkehrsteilnehmer gilt dann Tempo 20. Neben der Geschwindigkeitsbegrenzung sorgt die von 10 auf 6,80 Meter verengte Fahrbahn – eine sogenannte Umweltspur, die sich Busverkehr und Fahrradfahrer miteinander teilen – auch optisch für einen großzügigen und entspannten Stadtraum. Das Überqueren soll an allen Stellen möglich sein, trotzdem bleibt eine Ampelanlage auch auf Wunsch der Behindertenverbände erhalten.

Optisch aufgewertet

Zur optischen Beruhigung trägt auch die strukturelle Einheit von Belägen und Materialien bei, außerdem sind insgesamt hellere Oberflächen geplant. "Diese haben eine geringere Strahlungsabsorption", so Hüls, "und heizen damit weniger auf als andere Oberflächen." Außerdem wird der Anteil der asphaltierten Flächen um circa 1.500 Quadratmeter reduziert und damit mehr offene Gehwegflächen geschaffen.

Dass der neue Marktplatz barrierefreier wird, versteht sich von selbst. Statt hoher Bordsteine bleiben etwa drei Zentimeter hohe und damit leicht zu überwindende Schwellen, taktile Leitlinien an der Fahrbahn sorgen für mehr Kontrast und damit höhere Sicherheit für Behinderte. Besonderes Augenmerk haben die Planer auf die Bushaltestelle unter dem Zeltdach gelegt: Das Design des neuen Dachs steht noch nicht fest, aber es wird ein 20 Meter langes Podest geben, dass einen barrierefreien Zugang zu den Bussen ermöglicht. Außerdem wird es dort, aber auch an anderen Stellen des Platzes "Sitzinseln" mit Flächen aus Holz geben. Diese Bänke verbinden unterschiedliche Sitzkomponenten und ermöglichen auch seniorengerechtes Sitzen.

Aufgewertet wird in dem Zusammenhang auch der 1971 von dem Offenbacher Bildhauer Ottomar Gassenmeyer gestaltete Brunnen, der zukünftig an der Einmündung zur Bieberer Straße sprudelt und statt auf einem viereckigen dann auf einem runden und zudem illuminierten Sockel steht.

"Wir haben ein paar unnötige Schleifen gedreht, aber jetzt ist das Jahrzehnteprojekt endlich auf einem guten Weg", bilanziert Schneider und gibt sich optimistisch, dass auch für die beschlossene optische Anbindung der Geleitsstraße eine gute Lösung gefunden wird – dafür soll zeitnah ein eigener Beschluss auf den Weg gebracht werden.

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