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Stadt Offenbach

Stadtverordnetenversammlung unterwegs in der Gemarkung

01.06.2017

Offenbach am Main, 1. Juni 2017 – In 37 Flure unterteilt ist die 23.750.356 Quadratmeter große Gemarkung der Stadt Offenbach. Ihre Fläche reicht im Norden entlang des Mains bis zum Gelände der Allessa-Chemie und im Süden bis an die Kuhmühlschneise. Grenzstraße und Obere Grenzsstraße begrenzen die Stadt Richtung Osten, im Westen verläuft die Gemarkungsgrenze entlang des Grenzgrabens und zwischen Buchrainweg und Oberrad. Die dort gelegene Brandsbornstraße war nur eine von vier Stationen, die die Stadtverordneten auf Einladung des Stadtverordnetenvorstehers Stephan Färber Anfang Mai näher in Augenschein nahmen. Mit dem Senefelderquartier, dem Hafen und der Brandsbornstraße standen aktuelle Themen der Stadtentwicklung auf dem Programm. Bei entspannter Stimmung starten die Mitglieder der verschiedenen Fraktionen vor dem Rathaus mit ihrer Tour, der Himmel konnte blauer nicht sein und die Stadt zeigte sich wieder von ihrer schönsten Seite.

Erste Station: Stadtumbauprojekt Senefelder Quartier

Nicht weniger als eine „Neue Quartiersmitte“ ist in den vergangenen Jahren auf dem ehemaligen Werksgelände von Faber & Schleicher, später MAN Roland entstanden. Von einem Meilenstein spricht Marion Rüber-Steins vom Amt für Stadtplanung, die den Stadtumbau auf dem Gelände des Druckmaschinenherstellers in den vergangenen Jahren begleitet hat und die Gruppe gemeinsam mit Amtsleiter Markus Eichberger empfängt. Jetzt lässt sie nochmals die gesamte Entwicklung Revue passieren, seitdem 2004 die Produktion an dem Standort eingestellt wurde.

Schon 2005 wurde die Aufnahme in das Stadtförderprogramm „Stadtumbau Hessen“ gestellt, bis 2018 können dort Gelder abgerufen werden. Insgesamt rund 5 Millionen Euro hat die Umnutzung des Areals dann gekostet, davon 3,8 Millionen Euro Fördergelder aus dem Stadtumbau-Programm und weitere 750.000 Euro aus dem Regionalfond. Zu 87,5 Prozent refinanziert, aber bis zum ersten Spatenstich dauerte es. „Auch, weil sich zwischendurch einige potentielle Investoren verabschiedeten, die andere Ideen umsetzen wollten“, so Rüber-Steins. Denn die Stadt sah beispielsweise von Anfang an einen hohen Grünflächenanteil auf dem Areal vor, der nicht von allen Investoren in gleicher Weise unterstützt wurde. Zudem musste mit dem denkmalgeschützten Sheddach der ehemaligen Produktionsanlage an der Senefelder Straße umgegangen werden. Ursprünglich sollte auch das Verwaltungsgebäude erhalten werden, letztlich gesichert wurden die Glasmosaike des Treppenhauses, die bald in der Halle unter dem Sheddach einen Platz finden sollen.

Dort ist die geplante Nahversorgung realisiert, den Zugang zu dem Markt finden jedoch die meisten Teilnehmer mindestens gewöhnungsbedürftig. Der Eingangsbereich ist, von den Blumenauslagen des Lebensmittelmarktes einmal abgesehen, weitestgehend kahl. Eigentlich hätte die Wand gegenüber offen und den Zugang zum dahinterliegenden Restaurant freigeben müssen, erklärt die Stadtplanerin. Eigentlich. Denn hier sowie bei der Auswahl des Bodenbelags hat der Eigentümer leider anders entschieden. Rüber-Steins weiß, dass an Gestaltung und Wahrnehmung noch gearbeitet werden muss, deshalb möchte sie unter anderem auch eine alte Druckmaschine, die die Senefelder-Stiftung dazu bereitstellen will, in der Halle unterbringen. Allerdings in einer Ausstellungsvitrine, denn schon jetzt ist Vandalismus ein Problem: So müssen in absehbarer Zeit einige Bäume im 7000 m² großen Quartierspark ersetzt werden, weil an den Stämmen herumgeritzt wurde.

Der Park funktioniert allerdings genauso, wie es sich die Planer vorgestellt und die Quartiersbewohner sich in der Bürgerwerkstatt gewünscht haben: Bei gutem Wetter tollen Kinder ausgelassen auf den Spielgeräten oder in den Wasserspielen herum, nutzen die Jugendlichen den Kletterparcours und treffen sich Nachbarn auf den Sitzbänken zum Plausch oder sind bei dem kleinen Gartenprojekt aktiv. Noch ist nicht alles fertig, der Kindergarten ist im Bau, aber die meisten Wohnungen auf dem neuen Gelände sind bereits bezogen. Als eine Referenz an die ehemalige Funktion des Ortes ist übrigens die Pergola in der Gustav-Adolf-Straße geblieben, sie greift den Rhythmus der Industriearchitektur auf und soll aber noch begrünt werden, erklärt Markus Eichberger: „Die Pergola war eine Forderung des Denkmalschutzes und wurde vom Investor bezahlt“.

Brandsbornstraße: Sport vs. Bildung

Sport, Bildung oder wie könnte ein Kompromiss aussehen? Doch der Reihe nach: Was dem einen Not, ist dem anderen Tugend, so wurde im städtischen Sportmanagement kreativ um die Ecke gedacht, als bekannt wurde, dass die Stadt Frankfurt wegen der geplanten Renaturierung am Main Ausgleichsflächen für die in Fechenheim wegfallenden Sportflächen suchen muss. Betroffen hiervon ist auch die Hockeyabteilung des Offenbacher Rudervereins (ORV), die Ihren Fechenheimer Platz räumen muss. Deshalb stehen die Reiseteilnehmer nun auf dem Sportgelände an der Brandsbornstraße an der Gemarkungsgrenze zwischen Offenbach und Frankfurt. Die verläuft zwischen dem Neubau der Leibnizschule und den Sportplätzen.

Eine beinahe aberwitzige Situation, denn Teile des Schulgeländes sowie die maroden und daher stillgelegten Umkleidekabinen befinden sich auf Offenbacher Grund, aber ein Großteil des Schulhofes und die Sportanlagen auf Frankfurter Grund. Allerdings, die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert: „Offenbach zahlt der Stadt Frankfurt eine Pacht“, erklärt der Leiter des städtischen Sportmanagements Manfred Ginder, „zudem kümmert sich die GBM um die Pflege der Sportanlagen.“ Damit der Hartplatz weiteren Nutzern offen steht, möchte Ginder ihn gerne durch einen Kunstrasenplatz als Ausgleichsfläche für die Hockeyabteilung des ORV ersetzen. Weitere Nutzer könnten der in Offenbach ansässige Frankfurter Verein FT Oberrad in der Wintersaison und weitere Sportvereine wie die American Footballer der RheinMainRockets, aber auch die angrenzende Leibnizschule sein.

Es gibt bereits eine konkrete Gestaltungs-, aber auch Finanzierungsidee für die Revitalisierung der Fläche und den Neubau von Umkleideräumen: Die Umwandlung des auf Frankfurter Gebiet liegenden Hartplatzes in einen Kunstrasenplatz soll durch die Stadt Frankfurt erfolgen, während der Neubau der auf Offenbacher Grund befindlichen Dusch- und Umkleideräume dann von der Stadt Offenbach übernommen werden soll. .

Gut gedacht, aber an dieser Stelle problematisch findet hingegen Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß die Pläne: „Damit verringern sich schon jetzt die Freiflächen für die Schüler. Wenn dann noch mobile Schulräume hinzukommen, gibt es keinen Pausenhof mehr.“ Die Provisorien sind auf absehbare Zeit unumgänglich: „Die Stadt wächst schneller als angenommen“, erläutert Weiß. Statt des behutsamen Bevölkerungsanstiegs, wie ihn beispielsweise der Masterplan bis 2013 dachte, leben schon jetzt mehr als 133.000 Menschen in der Stadt. Darunter viele Familien, deren Kinder bald die gymnasiale Oberstufe besuchen werden. Dafür reichen die bestehenden Möglichkeiten nicht aus. Schon ab dem nächsten Schuljahr gebe es für drei neue 5. Klassen keine Räume und bereits im kommenden Jahr müssten die ersten Container aufgestellt werden. „Dafür“, so Weiß, „brauchen wir mindestens Platz, um die Module aufzustellen.“ Grundsätzlich allerdings müsse über einen Schulneubau an anderer Stelle nachgedacht werden: „Bildung ist eine Pflichtaufgabe, daher sollte die Stadt ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen und Gemeinflächen schaffen.“

Neuer Platz zum Lernen: Hafenkita und Schule

Entsprechendes ist an anderer Stelle geschehen, im Spätsommer werden die ersten Grundschüler ihre Schullaufbahn in der neuen Hafenschule beginnen. Endlich, denn der Bau verzögerte sich um zwei Jahre, weil die Stadt von 2011 bis 2013 keine Genehmigung der Kommunalen Finanzaufsicht für den Schulneubau erhalten hatte. Noch sind Handwerker mit dem Innenausbau beschäftigt, schrauben Tafeln an die Wände und bauen Regale zusammen. Aber der erste Eindruck überzeugt: Schön ist sie geworden, einladend sind die luftig und hell gestalteten Räume, die gesamte Architektur wirkt größer als von außen angenommen. Auf einer Grundstücksgröße von 7.093 Quadratmeter sind 11.000 Quadratmeter nutzbare Fläche für Erziehung, Bildung und Sport entstanden. 500 Stahlbetonrammpfähle, 258 000 Klinkersteine und ein Investment von 26,61 Millionen Euro: „Das ist aktuell unser größtes laufendes Schulbauprojekt“, erklärt Anna Heep die im Amt für Stadtplanung und Baumanagement zuständige Leiterin des Hochbaumanagements und als solche unter anderem als Bauherrenvertretung zuständig für die bisher insgesamt 28 Schulen und 24 Kindertagesstätten (davon 3 im Bau) in kommunaler Hand.

Gemeinsam mit Astrid Reese führt sie die Stadtverordneten jetzt durch die Räume der neuen Kita und der Grundschule, die sich alle in Richtung der zwei Innenhöfe orientieren. Die Lage am dichtbefahrenen Nordring und die unterschiedlichen Bedarfe haben die Architekten mit Bravour gelöst, denn die großen Fensterflächen lassen viel Licht, aber kaum Lärm hinein. Und die beiden Sporthallen haben sie kurzerhand übereinander gestapelt in die Obergeschosse verlegt. Über separate Zugänge stehen diese abends und am Wochenende auch Offenbacher Vereinen offen, ohne Schul- oder Kitabetrieb zu stören. Die beiden Bereiche sind durch eine sogenannte Mittelspange, die Cafeteria und Mehrzweckraum der Schule enthält, zwar räumlich getrennt bleiben aber optisch verbunden. Insgesamt sehr angetan zeigen sich die Reisenden, aber Fragen bleiben: Hätte man zugunsten der Aufenthaltsqualität mehr Farbe in den Innenhöfen unterbringen können und wurde denn auch die Verletzungsgefahr bei dem ausgewählten Bodenbelag bedacht? Der gewählte Gussasphalt erscheint einigen Stadtverordneten zu rau. „Der ist aber“, erklärt Architektin Heep, „bei der hohen Beanspruchung um einiges widerstandsfähiger als eine Rasenfläche“. Und die noch trist erscheinenden Innenhöfe werden die Kinder schon in Besitz nehmen, ist sich Heep sicher. Zumal auch noch Spielgeräte aufgestellt werden, diese sind bereits bestellt.

Neues Quartier auf der Zielgeraden: Hafen Offenbach

Sanft wiegt sich die „Windwelle“ der Leipziger Künstlerin Franziska Möbius im Hafenbecken, dazu Blauer Kran, blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Kurzum: Das neue Quartier zeigte sich von seiner schönsten Seite. Nach der Besichtigungstour durch die Hafenschule nimmt Bozica Niermann, Bereichsleiterin Projektentwicklung bei für Entwicklung, Vermarktung und Erschließung des neuen Stadtteils zuständigen OPG Offenbacher Projektentwicklungs GmbH die Gruppe an der Hafentreppe in Empfang. Die sanft Richtung Wasser abfallende Treppe ist seit ihrer Fertigstellung zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Insgesamt 1.100 Wohnungen, Bürogebäude, Spielplatz und Park werden in den nächsten Jahren auf dem 156.000 Quadratmeter großen Areal entstanden sein. Außerdem wird die Hochschule für Gestaltung dort ihren neuen Standort bauen.

Die Häuser im ersten Bauabschnitt zwischen Hafen und Fluss sind bereits bezogen, daher kümmert sich im Auftrag der OPG das Quartiersmanagement Nordend um Sicherheit, Sauberkeit und die ein oder andere Beschwerde wegen lärmender Jugendlicher. Nach wie vor problematisch ist die Parksituation in dem neuen Quartier, aber, so Niermann, das Parkhaus sei jetzt länger geöffnet, was zur Entspannung der Lage wesentlich beitrage. „Auf Hafentreppe und Hafenplatz ist eigentlich immer was los, Angebot und Aufenthaltsqualität scheinen zu stimmen.“ Dass die gesamte Gestaltung des Platzes die Bewegung des Wassers aufnimmt und dieser die Achse Hafentreppe Richtung Fluss verlängert, gefällt. Überhaupt ist der Platz eine Einladung, sich mit einem Eis in die Sonne zu setzen und den Wasserspielen zuzuschauen.

Das Eis muss warten, die Gruppe geht weiter in Richtung der Deutschlandzentrale des Baustoffhändlers Saint Gobain, der als erstes Unternehmen im Hafen angesiedelt werden konnte. Dass auf dem Platz zwischen Saint Gobain und dem derzeit im Bau befindlichen Main Atrium mit 206 Lifestyle Appartments eine Bebauung in einer Höhe von mindestens 50 Meter entstehen soll, haben die wenigsten präsent. „Das nimmt dann die letzte Sicht auf den Fluss“, findet Brigitte Koenen von der Fraktion der Grünen im Stadtparlament. Aber das sieht der Bebauungsplan so vor. Zumal es an anderer exponierter Fläche freie Sicht auf den Fluss gibt: Die Hafenspitze ist zweifelsohne ein weiteres Filetstück auf der Hafeninsel und soll als Inselpark allen Bürgern offen stehen. Viel Freiraum ist übrigens auch auf der Landseite geplant, rund 5.500 Quadratmeter groß ist der Gutschepark. Der östliche Bereich wird bis zum Spätherbst als Spielplatz fertig gestellt, das westliche Areal, auf dem sich derzeit der Hafengarten befindet, wird im Zuge der Realisierung des HfG-Neubaus in Angriff genommen.

Abschluss im Hafen 2

Was ursprünglich als Interimslösung gedacht war, ist jetzt an anderer Stelle fest im Hafen verankert: Auf dem ehemaligen Gelände steht heute die Hafenschule, der Hafen 2 ist vor einiger Zeit den Nordring etwas weiter Richtung Frankfurt gezogen. Als interdisziplinäre Plattform wollen die Macher vom suesswasser e.V. den Ort verstanden wissen, der Kulturzentrum, Ausstellungsraum, Konzerthalle, Spielwiese, Café, Open-Air-Kino und als solcher ein beliebter Treffpunkt für Menschen aus der Region ist. Schnell sind ein paar Plätze an den Bierzeltgarnituren geentert und bei einem kleinen Snack wird nochmals über das Gesehene diskutiert, bevor der Bus die Stadtverordneten zurück zum Rathaus fährt.

 

Bildinformation (alle Bilder Onlineredaktion der Stadt Offenbach):

Bozica Niermann (rechts im Bild) mit einem Teil der Gruppe

Gruppenbild am blauen Kran

Gruppenbild vor dem Rathaus

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