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Stadt Offenbach

Fast die Hälfte der Stadtbus-Flotte fährt mit Strom - Konzept bewährt sich

07.01.2022 – Im November 2020 hat das Stadtwerke-Unternehmen OVB seinen ersten E-Bus präsentiert, seit Mitte Dezember 2020 sind die ersten sieben E-Busse auf den Offenbacher Stadtbuslinien im Einsatz. Weitere 17-E-Busse sind seit Frühsommer 2021 im Stadtgebiet unterwegs und weitere zwölf E-Busse wurden zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 in Betrieb genommen. Fast die Hälfte der Flotte des Stadtwerke-Unternehmens Offenbacher Verkehrsbetriebe (OVB) wird nun elektrisch angetrieben. Für die Elektrifizierung der Stadtbusflotte wurde der Betriebshof im laufenden Betrieb umgebaut, die Ladeinfrastruktur aufgebaut und Fahr- sowie Werkstattpersonal im Umgang mit den E-Bussen geschult.

Für uns ist die Elektrisierung der Busflotte ein riesiger Schritt – wie damals die Umstellung von der Pferdekutsche zum Automobil. Die Elektrifizierung des Betriebshofs und die Inbetriebnahme unserer 36 E-Busse haben wir mit der bestehenden Belegschaft und parallel zum laufenden Betrieb gestemmt und liegen genau im Zeitrahmen.

OVB-Geschäftsführerin Anja Georgi

Mit der Elektrifizierung der Busflotte trägt das Stadtwerke-Unternehmen zur Einhaltung des Luftreinhalteplans bei. „Die neuen Busse sind leise, erzeugen lokal keine Emissionen und verbessern die Lebensqualität in Offenbach spürbar. Bereits jetzt konnten wir im Fahrbetrieb im Vergleich zu den Dieselbussen etwa 1,2 Tonnen C02-Emissionen einsparen. Für das Jahr 2022 werden wir voraussichtlich über 3.000 Tonnen CO2 einsparen können – das entspricht den Emissionen, die durch den Stromverbrauch von 4.000 Einwohnern entstehen“, erklärt Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß.

Umfassende Umbaumaßnahen auf dem Betriebshof

Um den Betriebshof für den E-Bus-Betrieb zu ertüchtigen, waren umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig. Um Platz für die Ladeinfrastruktur zu schaffen, wurden in den beiden Fahrzeughallen eine zweite Ebene eingezogen, die unter anderem mit Fundamenten im Boden verankert worden ist. Die Hallen erhielten in diesem Zug einen neuen Boden und ein Regenrückhaltebecken, welches die öffentliche Kanalisation entlastet, wurde integriert. Für die Stromversorgung der Ladegeräte wurde eine 20kV-Mittelspannungsanbindung mittels Spülbohrung quer über das Gelände verlegt und auf der Rückseite des Betriebshofs wurden drei Transformatoren errichtet. Da der Umbau im laufenden Betrieb erfolgte, wurde Halle für Halle ertüchtigt. 2022 wird die OVB-Werkstatt noch mit einem Dacharbeitsplatz ausgestattet, um künftig die Wartung der E-Busse zu erleichtern.

Bisher haben sich die E-Busse gut bewährt. „Es handelt sich um eine komplett neue Technologie, daher ist es nicht ungewöhnlich, dass wir an der einen oder anderen Stelle noch nachjustieren und Details anpassen müssen, aber das war in der Vergangenheit auch bei der Inbetriebnahme neuer Dieselbusse so“, erklärt Georgi. „Die E-Busse haben bisher insgesamt 906.204 Kilometer zurückgelegt und wir sind bisher sehr zufrieden.“ Sie werden seit dem Fahrplanwechsel im Dezember auf allen Linien mit Ausnahme der 101, 102 und 120 eingesetzt.

E-Busse schaffen Umlauf mit Zwischenladung problemlos

Über Nacht werden die Fahrzeuge in der Halle auf dem Betriebshof der OVB geladen. „Auf Basis einer Machbarkeitsstudie haben wir uns für die Ladung über Pantographen, also Stromabnehmer auf dem Dach der Busse, entschieden“, erklärt OVB-Prokuristin Janine Mielzarek. „Das hat zwei Vorteile: Wir können an Schnellladestationen auf der Strecke zwischenladen und die Ladeinfrastruktur konnte in den Fahrzeughallen platzsparend an der Decke montiert werden.“ Die 36 Ladegeräte wurden auf der zweiten Ebene in den Hallen montiert und sind mit Ladehauben unter der Decke der Fahrzeughalle verbunden, an die die Busse andocken. 

Zu Betriebsbeginn sind die Akkus der Busse vollständig aufgeladen. Die zwölf Meter langen Fahrzeuge vom Typ Solaris Urbino E12 haben laut Hersteller eine Reichweite von etwa 220 Kilometern, die größeren Gelenkbusse vom Typ Solaris Urbino E18 sollen ohne Zwischenladung etwa 190 Kilometer schaffen.  „Im Schnitt legen die E-Busse bei uns etwa 170 Kilometer am Tag zurück“, erklärt OVB-Prokurist Olaf Ortmann. „Durch das 15-minütige Zwischenladen bei jedem Halt am Kaiserlei schaffen die E-Busse problemlos einen kompletten Umlauf. Das Zwischenladen klappt auch sehr gut, unser Konzept hat sich bewährt.“

Leitstelle hat Überblick über alle Busse

Die Mitarbeiter in der Leitstelle der OVB haben jederzeit alle E-Busse im Blick und sehen die jeweiligen Akku-Stände. Sollte einer der Busse einen Ladestatus von weniger als 20 Prozent haben, reagieren sie und lotsen das betroffene Fahrzeug zurück auf den Betriebshof. „Das passiert aber eigentlich nur am Ende einer Schicht, wenn der Bus ohnehin zurück auf den Betriebshof kommt“, so Olaf Ortmann.

Auf dem Betriebshof steht neben der regulären Ladeinfrastruktur auch eine Schnellladestation zur Verfügung. Wenn ein Fahrzeug am gleichen Tag erneut eingesetzt werden soll, kann es hier schnell mit Energie versorgt werden. Damit Reichweiten auch im Winter hoch bleiben und die Heizenergie nicht alleine aus der Traktionsbatterie gewonnen wird, sind die Fahrzeuge mit einer fossilen Zusatzheizung ausgestattet.

OVB-Werkstatt übernimmt Wartung

Seit Inbetriebnahme der ersten E-Busse im Dezember 2020 haben alle Fahrerinnen und Fahrer der OVB und MMO eine Schulung im Umgang mit der neuen Technologie erhalten. Weil die Wartungsarbeiten an den E-Bussen künftig ebenfalls in der OVB-Werkstatt erledigt werden sollen, wurden auch die Werkstattmitarbeiter entsprechend geschult, unter anderem im Umgang mit der Fahrzeug-Hochvolt-Technologie.

„Aktuell laufen die E-Busse noch unter der Garantieleistung des Herstellers Solaris“, so Anja Georgi. „Wir gehen aber davon aus, dass die Wartungskosten eher niedriger sein werden, als bei den Dieselbussen, da gewisse Arbeiten, die bei den Dieselbussen regelmäßig anfallen, nicht notwendig sind, etwa der Wechsel von Motor- und Getriebeöl.“

Derzeit fahren die Busse auf sechs der acht innerstädtischen Offenbacher Buslinien. „Die Linien 101 und 102 können wir noch nicht mit den E-Busse bedienen, weil die Busse aufgrund ihrer Höhe nicht durch die Bahnunterführung in der Seligenstädter Straße in Bieber fahren können.“, erklärt Anja Georgi. „Aber die Fahrzeugtechnik entwickelt sich aktuell sehr schnell weiter und wir sind optimistisch, dass wir mittelfristig auch auf diesen Linien geeignete E-Busse einsetzten können.“

07. Januar 2021


Förderungen

Den Umbau des Betriebshofs mit neuer Energieversorgung und neuer Ladeinfrastruktur sowie 40 Prozent der Mehrkosten für die ersten sieben E-Busse gegenüber Dieselfahrzeugen hat das Land Hessen mit 5,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Strukturfonds (EFRE) gefördert. Der Bund fördert aus Mitteln des Energie- und Klimafonds (EKF) 80 Prozent der Mehrkosten für die bereits bestellten weiteren 29 E-Busse mit acht Millionen Euro.

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