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Stadt Offenbach

Für ihre Fahrgäste gehen die OVB auf die Knie

Modernste Fahrzeugtechnik mit Absenkvorrichtung („Kneeling“) und barriere-frei ausgebaute Haltestellen mit Hochbordsteinen machen es möglich: Mit Hilfe der Linienbusse des Offenbacher Stadtwerke-Unternehmens OVB bleiben Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, beweglich. Fahrgäste mit Rollstuhl oder Rollator sollten dabei jedoch ein paar Grundregeln beachten.

Busschule für Gehbehinderte

„So barrierefrei wie möglich“ sollen Fahrgäste in Offenbach in die öffentlichen Linienbusse gelangen, erklärt Anja Georgi, die die Unternehmen im Geschäftsfeld Mobilität der Stadtwerke-Gruppe leitet. Mit Hilfe der Stadtbusse der Offenbacher Verkehrs-Betriebe könnten Gehbehinderte, egal ob mit Rollstuhl oder Gehhilfe, mobil bleiben. Trotz ihrer Einschränkungen könnten viele Fahrgäste dadurch ihre Reichweite vergrößern und ein selbstbestimmtes Leben führen. Auch Elten mit Kinderwagen oder andere mobilitätseingeschränkte Fahrgäste profitierten davon.

In ihrem Liniennetz setzen die OVB ausschließlich Niederflurbusse mit tief liegenden Böden ohne Einstiegsstufe ein. Mit Hilfe von Druckluft kann das Fahrpersonal jedes Fahrzeug auf der Einstiegsseite zusätzlich um bis zu acht Zentimeter „in die Knie gehen“ gehen lassen. „Kneeling“ heißt diese Technik, durch die an der Haltestelle ein fast ebenerdiger Einstieg ermöglicht wird. Insbesondere, wenn die Haltestelle barrierefrei mit Hochbord ausgebaut ist.

Über zwei Drittel der mehr als 270 Haltestellen bieten bereits diesen bequemen Buszugang. Bis 2019 will die Stadt Offenbach mit Landeshilfe auch das restliche Drittel barrierefrei ausbauen. Zur Barrierefreiheit gehört auch die Ausstattung mit taktilen Leitlinien, um sehbeinträchtigen Fahrgästen Orientierung zu geben.

Einstieg durch die zweite Tür

An den weißen Leitlinien sollten sich auch Rollstuhlfahrer positionieren und den Busfahrer per Handzeichen frühzeitig auf sich aufmerksam machen. Anders als die vorne zusteigenden Passagiere nutzen Fahrgäste mit Rollstuhl oder Rollator stets die zweite, bei Gelenkbussen mittlere Tür, um in den Bus zu gelangen. Anschließend begeben sie sich zum gekennzeichneten Platz auf der gegenüberliegenden Mehrzweck- oder Aufstellfläche.

Rollstuhlfahrer richten sich rückwärts zu Fahrtrichtung aus, rollen mit der Rückenlehne bis an die senkrecht stehende, einem Bügelbrett nicht unähnliche,  gepolsterte Prallplatte (nur in Bussen der neuesten Generation) und stellen dann ihre Bremse fest. Pro Fahrzeug ist allerdings nur die Beförderung eines einzelnen Rollstuhlfahrers zugelassen, erläutert Klaus Pormetter. Er ist im Geschäftsfeld Mobilität der Stadtwerke beim Unternehmen  NiO – Nahverkehr in Offenbach für Qualitätsmanagement und Verkehrsorganisation verantwortlich.

NiO-Mitarbeiter Henryk Kata und Klaus Pormetter erläutern Mitgliedern des Offenba-cher Behindertenbeirats, was mobilitätseingeschränkte Fahrgäste bei der Fahrt mit Linienbussen der Offenbacher Stadtwerke beachten sollten.

Bremse bei Rollatoren muss angezogen werden

Nicht nur der Rollstuhl, auch der Rollator darf aus Sicherheitsgründen nur mit arretierter Bremse auf der Mehrzweckfläche abgestellt werden, damit er nicht wegrollen kann. Man kann natürlich auch die Gehhilfe zusammenklappen, sich einen sicheren Sitzplatz suchen und den Rollator während der Fahrt festhalten.

In den Bussen der neueren Generation befinden sich im vorderen Teil Sitze, die mit Armlehnen ausgestattet sind. Diese können bei Bedarf nach unten geklappt werden, so dass ein seitliches Abkippen vom Sitz verhindert wird. Die neueren Fahrzeuge verfügen überdies über eine größere Aufstellfläche, um der steigenden Anzahl an Fahrgästen mit Rollatoren Rechnung zu tragen.

Im Bus nicht auf den Rollator setzen

„Keinesfalls“, so NiO-Mobilitätsberater Henryk Kata, „darf sich ein Fahrgast während der Fahrt auf den Rollator setzen. Das ist hochgefährlich, weil der Rollator bei Kurvenfahrten oder beim Bremsen umkippen kann.“

Eltern mit Kinderwagen nutzen ebenfalls die zweite Tür für den Einstieg. Bei den 18 Meter langen Gelenkbussen der jüngsten Generation können sie aber auch durch die dritte, hintere Tür in das Fahrzeug gelangen. Dort befindet sich ein zweite Aufstellfläche.

Rollstuhlfahrer oder auch Benutzer von Gehhilfen drücken zum Türöffnen den blauen Einstiegsknopf mit Rollstuhl-Symbol. Die geöffnete Tür ist dann automatisch gegen vorzeitiges Verschließen blockiert und Fahrer oder Fahrerin wissen, dass sie gegebenenfalls Hilfestellung beim Einstieg  leisten müssen, sollte der mobilitätsbeinträchtige Passagier es nicht selbstständig oder mit freundlicher Unterstützung anderer Fahrgäste in den Bus schaffen.

Ausklappbare Rampe erleichtert Ein- und Ausstieg

Ist der Abstand zwischen Haltestelle und Bus zu groß, kann das Fahrpersonal mit einem schnellen Handgriff eine im Boden versenkte Rampe ausklappen. Die Rampe ist für eine Maximallast von 350 Kilogramm zugelassen..

Der Ausstieg funktioniert ganz ähnlich. Der Fahrgast mit Rollstuhl oder Rollator betätigt eine auf der Fensterseite der Mehrzweckfläche angebrachten, ebenfalls blauen Symbol-Knopf und signalisiert dem Fahrer damit seinen Ausstiegswunsch. Dieser weiß dann, dass die zweite Tür ohne automatischen Schließmechanismus zu öffnen und womöglich erneut Hilfestellung zu leisten ist.

Busfahrer werden jährlich geschult

„Unsere Busfahrerinnen und Busfahrer werden jährlich im Umgang mit mobilitätsbeeinträchtigten Fahrgästen geschult“, erläutert Klaus Pormetter. „In jedem Fall“, so Anja Georgi, „ist von allen Beteiligten umsichtiges Verhalten und gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich.“ Wer die Einstiegshilfe anfordere, müsse ein wenig Geduld haben, bis Fahrer oder Fahrerin die vorne einsteigenden Passagiere bedient hätten. Und die anderen Fahrgäste müssten ein wenig Verständnis dafür entwickeln, dass es durch die Mitnahme von gehbehinderten Menschen zu kurzen Verzögerungen im Fahrbetrieb kommen könne.

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