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Stadt Offenbach

KARL H. THIEL

Beschreibung

ZUGREISEBUCH FRANKFURT/M. – LYON – FRANKFURT/M BILDERBÜCHER, 23.7.– 26.7.2018
AUS DEM GEDANKENBUCH 2015 PIGMENTE, ÖL AUF PAPIER, 27 × 38 CM

Seine Bücher üben einen Sog auf den Betrachter aus, dem er
sich nicht entziehen kann. Das hängt zum einen zusammen
mit wahrnehmungsbezogenen Wechselbädern: verdankt der
oftmals nervösen Optik, den wiederkehrenden monochromen
Buch-Bild-Flächen oder dem spirituell vermittelbaren Gehalt,
der sich allmählich mitteilt. ... Zum anderen triggert der
lustvolle Umgang Thiels mit Zeichen, die auf den ersten Blick
dechiffrierbar erscheinen können, das Verlangen nach Entzifferung,
Klärung, Deutung, Verstehen. Doch die Lesbarkeit ist
vorgegaukelt. Thiels Ikonographie bleibt vollständig bei sich.
Vertraute Prinzipien der Informationsweitergabe funktionieren
nicht. Jeder Versuch, „zu entziffern und eine Information
zu erhalten“ (Thiel), muss scheitern. Der Maler arbeitet keine
Codes ein, es kann folglich nichts decodiert werden. Selbst
hartnäckige Manöver mit dem Ziel der Entschlüsselung
führen nicht heraus aus den mit Zeichen(-Folgen) und Farbgeweben
getränkten Labyrinthen auf Buchseiten. Dennoch lässt
nicht einmal derjenige, der davon Kenntnis hat, leicht von dem
Versuch ab.
Mögen sich aus den Zeichenkaskaden nicht vielleicht doch
Muster ergeben, die Bedeutung transportieren, sich wenigstens
teilweise lesen lassen? Sind die Buchstaben, Worte und
Sätze in einem rein ornamentalen Gefüge zu sehen oder haben
sie versteckte Aussagekraft?
Der Reiz, womöglich etwas entdecken zu können, das sinnhaft
ist, wohnt den spannungsreichen sensiblen Arbeiten genetisch
inne. Thiel entwickelt ihn zu einem Grundrauschen.
Dorothee Baer-Bogenschütz

ZOLLAMT STUDIOS

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