Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Stolperstein für Leopold, Hermann, Ida und Karolina Dietz

Beschreibung

Leopold Dietz wurde am 01.November 1867 als Kind einer jüdischen Familie in Offenbach geboren. Nach der schulischen Ausbildung wohnte und arbeitete er einige Jahre in Frankfurt. Im Dezember 1888 kam er nach Offenbach zurück und eröffnete 1892 in der Gerberstraße 4 einen Milchhandel. Ab 1895 erweiterte er diesen laut Gewerbeamt den Handel um Spezerei- und Gewürzprodukte, Flaschenbier und Geflügelwaren.

Im Dezember 1899 heiratete er Bertha Hirschmann, die am 01.Oktober 1871 in Klein Krotzenburg geboren wurde. Ihre vier Kinder Hermann, Karolina, Ida und Friedrich sind in Offenbach geboren und zur Schule gegangen. Bertha Dietz verstarb bereits 1931 in Offenbach.

Hermann, Jahrgang 1900, erlernte nach dem Schulabschluss den Beruf des Bäckers. Am 16.Februar 1928 eröffnete er unter seinem Namen in der Gerberstraße 4 ein eigenes Geschäft als Spezereikrämer. Sein jüngerer Bruder Friedrich, Jahrgang 1907, ebenfalls im Bäckerhandwerk tätig, starb im September 1934.

Die Schwestern Karolina, geb. am 31.Mai 1903, und Ida, am 05.Juli 1905 geboren, blieben ledig und lebten im elterlichen Wohnhaus in der Gerberstraße 4. Karolina war als Kontoristin tätig, für Ida wird kein Beruf genannt. Unter dem Druck der Nationalsozialisten musste Hermann Dietz 1937 laut Gewerberegister den Betrieb aufgeben und abmelden, was eine finanzielle Einbuße und Belastung bedeutete. Trotz beträchtlicher Kosten konnten Karolina und Ida vermutlich mit familiäre Unterstützung im Mai 1939 nach England emigrieren.

Leopold und Hermann Dietz blieben in Offenbach.
Hermann wurde kurz nach der Pogromnacht am 16.November 1938 verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Am 26. Januar 1939 wurde er entlassen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen. Wegen des Alters und der Gebrechlichkeit des Vaters und der eigenen angespannten finanziellen Lage war die Auswanderung nicht möglich.

Eine Reihe von jüdischen Bekannten, die ihre Wohnungen in „arischen“ Häusern verlassen mussten, fanden bis 1942 Zuflucht im Wohnhaus von Leopold und Hermann Dietz und trugen so vermutlich zu deren Lebensunterhalt bei.

In den Meldekarteien ist vermerkt, dass Leopold und Hermann im September bzw. Oktober 1941 „nach unbekannt“ verzogen sind. Allerdings finden sich ihre Namen in den Offenbacher Deportationslisten von September 1942. Leopold Dietz wurde am 27. September 1942 zusammen mit vielen älteren Offenbacher Juden über Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 15.Februar 1943 starb.

Hermann Dietz wurde am 30. September 1942 zusammen mit den jüdischen Hausbewohnern namens Frankfurter, Schwanthaler, Streitmann und vielen anderen Offenbacher Juden nach Polen deportiert und kam vermutlich in Treblinka ums Leben.

Im Offenbacher Adressbuch von 1952 wird Karoline Dietz wieder als Eigentümerin des Hauses in der Gerberstraße 4 genannt. Sie kehrte jedoch aus dem Exil in England nicht nach Offenbach zurück. 

Stolperstein für Leopold, Hermann, Ida und Karolina Dietz

Gerberstraße 4
63065 Offenbach

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise