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Stadt Offenbach

Stolperstein für Josef Kupczyk

Josef Kupczyk

Beschreibung

Versammlung in der Firma Fredenhagen
Ehefrau Johanna mit den Kindern Hermann, Werner und Edith 1940

Josef Kupczyk wurde am 09. Mai 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Breslau geboren. Als er 2 Jahre alt war, siedelten seine Eltern und den beiden Schwestern nach Bremen über.

1919 kam er nach Frankfurt, wo er die deutsche Einbürgerung erwarb und Teilhaber der Firma „FREDENHAGEN“ in Offenbach wurde. 1922 wurde er alleiniger Eigentümer der Firma. 1923 heiratete er die evangelische Christin Johanna Marie Caillé, geb. am 04.Mai 1895 in Offenbach.

Mit seiner Ehefrau und den drei Kindern wohnte er ab 1924 im eigenen Haus im August-Bebel-Ring 10, der 1933 in Adolf-Hitler-Ring unbenannt wurde.

Josef Kupczyk war ein über die Stadt hinaus geachteter Unternehmer und Offenbacher Bürger. Seine Firma „FREDENHAGEN“ produzierte wichtige Förderanlagen für ganz Deutschland. 1938 wurde er von der NSDAP massiv unter Druck gesetzt und gezwungen, seine Firma an einen „arischen Unternehmer“ weit unter Wert zu verkaufen.

Am 10. November 1938 wurde das Wohnhaus von NSDAP-Parteigenossen gestürmt, die Familie bedroht und das gesamte Mobiliar zertrümmert. Josef Kupczyk wurde vor den Augen seiner Frau und den Kindern verhaftet und am 11. November 1938 in das KZ Buchenwald deportiert.

Am 10. Dezember 1938 wurde er nach der Zahlung von Geldern und der Übergabe seines BMW-PKW an die Lagerführung entlassen. Josef Kupczyk konnte nur unter großen Schwierigkeiten und mit Unterstützung seines Schwagers ein Visum für Argentinien erhalten und am 03.Juli 1939 nach Buenos Aires emigrieren.

Seine Ehefrau und die Kinder konnten ihm nicht folgen, da alle Bemühungen um ein Visum scheiterten. Das gesamte Vermögen, auch das der Ehefrau, wurde "für dem Reich verfallen erklärt und von der Gestapo gesperrt". Frau Kupczyk musste mit ihren Kindern das Haus im Adolf-Hitler-Ring 10 verlassen und in eine Wohnung in der Roonstraße 16 ziehen.

Sie war in einer schwierigen sozialen und finanziellen Situation und wurde von der Gestapo überwacht, sowie wiederholt vorgeladen.

Die Kinder Hermann, Werner und Edith konnten als „Halbjuden“ ihre Ausbildung nicht - wie vorgesehen - weiterführen. Hermann durfte als ‚Halbjude‘ das von ihm angestrebte Studium für Ingenieurwissenschaften nicht aufnehmen und arbeitete zunächst in der Maschinenfabrik Schmalz. Sein jüngerer Bruder Werner musste die Oberschule abbrechen und arbeitete dann als Hilfsschlosser bei Schneider & Helmecke. Tochter Edith war 1943 für fünf Monate mit der Kinderland-verschickung in Thüringen.

Im Rahmen der Aktion gegen „Mischlinge und jüdisch Versippte“ wurden die Söhne ab Mai 1944 von der Organisation Todt in Frankreich als Zwangsarbeiter dienst-verpflichtet. Hermann musste anschließend in das Lager Clausthal-Zellerfeld im Harz. 

Josef Kupczyk versuchte unter schwierigen Umständen in Argentinien für sich und seine Familie, die ihm folgen wollte, eine neue Existenz aufzubauen. Er litt, fern von der Familie sehr unter der belastenden Situation. Seine Schwestern aus Bremen wurden am 23.Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Tinka (Erna) starb dort am 04. Januar 1943 und Nanny (Natalie) musste am 15. Mai 1944 ins Vernichtungslager Ausschwitz, wo sie zu Tode kam.

Gesundheitlich ging es Josef Kupczyk ab 1943 immer schlechter und er verstarb aufgrund einer schweren Erkrankung am 12.12.1944 in Buenos Aires. 

Stolperstein für Josef Kupczyk

August-Bebel-Ring 10
63067 Offenbach

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Bildnachweise