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Stadt Offenbach

Bericht vom Fachtag "Gemeinsam gegen Kinderarmut" am 6.12.23

06.12.2023 – Seit einem Jahr erarbeitet das Jugendamt federführend den „Kommunalen Aktionsplan gegen Kinderarmut“ mit dem Ziel, die Teilhabe armutsbetroffener Kinder und Jugendlicher in zentralen Lebensbereichen wie Bildung, Soziales und Gesundheit zu verbessern. Im Rahmen des Fachtags „Gemeinsam gegen Kinderarmut: Auf dem Weg zum Kommunalen Aktionsplan“ stellte das Jugendamt unter der Moderation des stellvertretenden Amtsleiters Bernd Hormuth am 6. Dezember 2023 seinen aktuellen Arbeitsstand vor. Rund 70 Teilnehmende aus Verwaltung, Politik, Trägerschaft, Bildung, Gesundheitswesen, Vereine und Initiativen diskutierten über Problemlagen und Handlungsbedarfe.

Bürgermeisterin Sabine Groß

Langfristige Strategie gegen Kinderarmut

Bürgermeisterin Sabine Groß betonte in ihrem Grußwort, dass ihr der Aktionsplan eine Herzensangelegenheit sei und es gelte, eine langfristige Strategie gegen Armut zu entwickeln. Dabei müsse die ganze Familie in den Blickpunkt genommen werden, denn Kinderarmut sei immer auch Familienarmut.

Jugendamtsleiter Roberto Priore hob in seiner Begrüßung hervor, dass das Jugendamt zwar die Federführung für den Prozess übernommen habe, die Bekämpfung von Armut aber eine Gemeinschaftsaufgabe sei, an der seitens der Stadt auch Sozial- und Gesundheitsamt, MainArbeit und vhs und darüber hinaus noch viele weitere Akteure beteiligt seien. Für ein gelingendes Aufwachsen seien vor allem präventive Ansätze wichtig, die Kinder frühzeitig unterstützen und Teilhabe unabhängig von den finanziellen Ressourcen der Familien ermöglichen.

Für die Erarbeitung des Aktionsplans und einer darauf aufbauenden Gesamtstrategie konnten Fördermittel aus dem Landesprogramm „Präventionsketten Hessen: Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ gewonnen werden. Rajni Kerber von der HAGE e.V. leitet das Landesprogramm und stellte in ihrem Grußwort heraus, dass ein Aufwachsen in Armut wesentliche Rechte von Kindern verletze. Kommunale Gesamtstrategien sollten daher geleitet sein von den vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention: Recht auf Gleichbehandlung, Vorrang des Kindeswohls, Recht auf Leben und persönliche Entwicklung sowie der Achtung vor der Meinung und dem Willen des Kindes.

Dr. Irina Volf vom ISS e.V.

Folgen des Aufwachsens in Armut

Dr. Irina Volf vom „Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.“ begleitete den Tag wissenschaftlich und berichtete in ihrem ersten Vortrag von den zentralen Befunden der AWO-ISS Langzeitstudie zur Kinderarmut. Zwar übersetze sich Kinderarmut nicht automatisch in Armut im jungen Erwachsenenalter (zwei Dritteln gelänge der Ausstieg), dennoch hinterließe Armut sichtbare Spuren bis zum jungen Erwachsenenalter insbesondere in kulturellen und gesundheitlichen Lebenslagen. Handlungsmöglichkeiten bestünden in der Förderung von Resilienzkompetenzen sowie in der besseren Unterstützung auf dem Weg ins Erwachsenwerden.

In ihrem zweiten Vortrag machte Frau Dr. Volf deutlich, dass der Faktor Armutssensibilität eine wesentliche Voraussetzung sei, um Maßnahmen zur Reduzierung von Armutsfolgen zu entwickeln und umzusetzen. Armutssensibilisierung bedeute auf einer personellen Ebene, Armut als schwierige Lebenslage zu begreifen und respektvoll mit betroffenen Menschen umzugehen; auf einer strukturellen Ebene seien Zugänge und eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

Handlungsbedarfe für Offenbach

Über den aktuellen Arbeitsstand des „Kommunalen Aktionsplans“ berichteten Stefan Heinzmann (Jugendhilfeplaner) sowie Vanessa Bendel und Wanda Krautter (Koordinatorinnen des Landesprogramms). Nach einer Bestandserhebung zu Akteuren, Strukturen, Angeboten und Daten wurden in Interviews mit Fachkräften und einer Online-Befragung ermittelt, wo Handlungsbedarfe zur Verbesserung der sozialen, gesundheitlichen und der Bildungsteilhabe bestehen und welche Rahmenbedingungen es aus Sicht der Fachkräfte braucht, um Kinder, Jugendliche und ihre Familien möglichst frühzeitig zu erreichen.

In drei Foren "Soziale Teilhabe", "Bildungsteilhabe" und "Gesundheitliche Teilhabe" diskutierten die Teilnehmenden engagiert die Befunde und ergänzten die vorgestellten Handlungsbedarfe um weitere wesentliche Aspekte. Dabei wurde die Notwendigkeit besserer Kooperation und Vernetzung aller Akteure deutlich, wie auch die Erhöhung der Transparenz hinsichtlich bestehender Präventionsangebote. Einigkeit bestand zudem, dass elterliche Kompetenzen verbessert werden sollten, aber auch die armutssensible Haltung bei den Fachkräften ausgebaut werden müsse. 

Weiterer Austausch geplant

Roberto Priore schloss die Veranstaltung und verdeutlichte, dass der kontinuierliche Austausch wesentlich für das Gelingen des Aktionsplans sei. Im nächsten Jahr seien weitere Formate geplant, bei denen konkrete Ansätze erarbeitet werden.

Kontakt

Jugendamt - Stabsstelle Prävention
Frau Wanda Krautter
Telefon 069 8065-3189
E-Mail wanda.krautteroffenbachde



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