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Stadt Offenbach

„Wir stellen uns auf die Trauernden ein“

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbestattung – bundesweit ebenso wie in Offenbach. Das Krematorium am Neuen Friedhof zählt aktuell rund 8.000 Einäscherungen pro Jahr. Als Werner Hornof dort zu arbeiten begann, waren es noch 2.500. Die RUHEPUNKT-Redaktion sprach mit dem Leiter des Offenbacher Krematoriums über seine Arbeit und deren Herausforderungen.

Der letzte Weg führt immer öfter zum Krematorium: In Offenbach finden jährlich rund 8.000 Einäscherungen statt.

Herr Hornof, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? 
Als gelernter Schlosser hatte ich immer wieder kleinere Einsätze auf dem Neuen Friedhof. Bei einem personellen Engpass stand ich als Springer für das Krematorium zur Verfügung. Daraus entwickelte sich schnell ein Leitungsposten, und seit 2001 bin ich verantwortlich für die Anlage.

Was bedeutet es, im Krematorium zu arbeiten? 
Anfangs hatte ich ein komisches Gefühl, vor allem bei der Leichenschau. Alles war neu und ungewohnt, daher ging ich auf Distanz. Ich konnte mich aber schnell arrangieren und an die Abläufe gewöhnen. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team von zwölf Männern, das sich gegenseitig hilft.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus?
Ein Bestandteil ist die erwähnte Leichenschau: Wir entkleiden die Verstorbenen für die Frankfurter Gerichtsmedizin, die jeden Menschen vor dem Einäschern untersucht. Dann bringen wir die Öfen auf Betriebstemperatur von 700-850 Grad Celsius und übergeben die Verstorbenen dem Feuer. Anschließend wird die Asche vermahlen, in die Urne gefüllt, verplombt und versiegelt. In jedem Deckel stehen der Name und die Daten der Person. Durch Barcodes sind Verwechslungen ausgeschlossen, auch bei bis zu 70 Einlieferungen pro Tag. 

Haben Sie Kontakt zu den Angehörigen?
Ja, es gibt einen Verabschiedungsraum, in den die Bestatter die Angehörigen begleiten. Manche beten dort, oder ein Priester spricht einige Worte.  Wer möchte, kann die Verbrennung auf einem Monitor verfolgen. Dann geben sie uns ein Startsignal. Unsere Stärke ist es, dass wir uns auf die Trauernden einstellen. Manche sind sehr gefasst, andere haben noch gar nicht verstanden, was gerade passiert, oder führen Selbstgespräche. Wir nehmen uns Zeit und holen alle dort ab, wo sie gerade stehen. 

Was waren und sind Ihre größten Herausforderungen?
Wenn Kinder einen Brief am Sarg des Vaters ablegen, wirkt das bei uns nach. Wenn eine Witwe uns jedes Jahr zum Einäscherungstag ihres Mannes, als Dank für die gute Betreuung, einen Kuchen vorbeibringt, gleicht das einiges aus. Auf technischer Ebene haben wir es geschafft, unsere Dienstgebäude mit Energie aus der hauseigenen Wärme zu versorgen. Die Hitze wird auch in Kälte für unsere Kühlhäuser umgewandelt, das spart immens viel Energie. Jetzt freue ich mich auf die Sanierung unserer Räume. Wir wollen eine angenehme Atmosphäre schaffen – dass Trauerorte dunkel sein müssen, ist als Idee längst überholt.

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